Rund 200 Muslime protestieren in Bern gegen Schmähfilm

Rund 200 Muslime haben sich am Samstag auf dem Helvetiaplatz in Bern versammelt. Sie forderten einen besseren Schutz der religiösen Gefühle in der Schweiz und kritisierten den umstrittenen Mohammed-Film aus den USA.

Der Präsident des Islamischen Zentralrats Schweiz, Nicolas Blancho, spricht auf dem Helvetiaplatz in Bern (Bild: sda)

Rund 200 Muslime haben sich am Samstag auf dem Helvetiaplatz in Bern versammelt. Sie forderten einen besseren Schutz der religiösen Gefühle in der Schweiz und kritisierten den umstrittenen Mohammed-Film aus den USA.

Zur Kundgebung hatten der Islamische Zentralrat Schweiz (IZRS) und vier weitere muslimische Organisationen aufgerufen. Sie hätten ursprünglich einen Demonstrationszug zur US-Botschaft in Bern oder zum Bundesplatz durchführen wollen.

Die Stadt Bern erlaubte den Veranstaltern aber nur eine rund 90-minütige Platzkundgebung auf dem Helvetiaplatz. Der Bundesplatz war bereits mit einer Kundgebung der Gewerkschaften belegt.

Der Islamische Zentralrat sah die Kundgebung nicht in erster Linie als Protest gegen den islamfeindlichen Film. Man wolle vielmehr die Gesetzgeber in der Schweiz auffordern, rechtliche Normen zu erlassen, um religiöse Gefühle besser zu schützen, teilte der IZRS mit. Der Film war aber der Auslöser für die Kundgebung und wurde am Samstag immer wieder erwähnt.

Provokation und Beleidigung

Zu Beginn der Kundgebung versammelten sich zahlreiche Teilnehmer auf dem Helvetiaplatz zum Gebet. Danach gab es Reden auf Deutsch und Arabisch zu hören. IZRS-Präsident Nicolas Blancho sprach angesichts des Anti-Islam-Films von einer Provokation und Beleidigung für alle Muslime.

Er erinnerte an die umstrittenen Mohammed-Karikaturen, die im Jahr 2005 für Unruhe gesorgt hatten. Die Provokation sei die gleiche, nur habe sich der Ton verschärft, sagte Blancho. Eine Entschuldigung der US-Regierung reiche hier nicht aus, vielmehr seien Handlungen nötig, um solche Provokationen zu verbieten.

Blancho kritisierte auch die jüngsten Mohammed-Karikaturen des französischen Satire-Magazins „Charlie Hebdo“. Indem Frankreich diese Karikaturen zugelassen habe, habe das Land ein paradoxes Verständnis von Meinungsäusserungsfreiheit deutlich gemacht.

Dem Regen getrotzt

Die Teilnehmer der Kundgebung trotzten dem Regen und schwenkten Fahnen oder trugen Transparente bei sich. Immer wieder riefen sie den Rednern Parolen zu. Die Veranstalter gingen von rund 300 Teilnehmenden aus.

Die Islamischen Nationalverbände der Schweiz, FIDS und KIOS, hatten sich im Vorfeld von der Kundgebung distanziert. Eine Demonstration in Bern sei zu diesem Zeitpunkt ein missverständliches Zeichen, teilten sie mit. Insgesamt vertreten FIDS und KIOS nach eigenen Angaben über 200 muslimische Zentren oder Vereine.

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