Der Protest kanadischer Studenten gegen höhere Studiengebühren hat in der kanadischen Metropole Montréal erneut zu gewaltsamen Auseinandersetzungen mit der Polizei geführt. Bei Ausschreitungen am Rande von Studentenprotesten wurden in der Nacht zum Donnerstag rund 400 Menschen festgenommen.
Nach Angaben der Polizei hatten die Beamten eine von den Behörden verbotene Demonstration zunächst drei Stunden lang toleriert. Dann sei es aber zu Ausschreitungen gekommen.
In der kanadischen Provinz Québec gehen die Studenten bereits seit mehr als drei Monaten gegen die Erhöhung der Studiengebühren auf die Strasse. Zudem richtet sich ihr Ärger gegen ein „Sondergesetz“, das die Demonstrationsfreiheit einschränkt.
Die Verordnung war erst am Freitag erlassen worden. Sie verbietet jeden Protestmarsch in der französischsprachigen Provinz Québec, der nicht wenigstens acht Stunden zuvor mit detaillierten Planvorgaben angemeldet wurde. Das Gesetz war als Reaktion auf den seit Februar anhaltenden Studentenprotest verabschiedet worden und hat zunächst nur ein Jahr Gültigkeit.
Tägliche Proteste
Die Provinz Québec hatte Anfang des Jahres angekündigt, die Studiengebühren an ihren Universitäten von diesem Herbst an bis zum Jahr 2019 jährlich um 245 kanadische Dollar (rund 227 Franken) anzuheben. Selbst mit dieser Erhöhung wäre das Studieren in Montréal, Québec City und an den anderen Universitäten der Provinz noch deutlich preiswerter als etwa im restlichen Kanada, darunter in Toronto und Vancouver.
Dennoch gehen Québecs Studenten seit Februar täglich auf die Strasse, um dagegen zu protestieren. Zu Schlägereien und Festnahmen kam es jedoch erst nach Inkrafttreten von „Bill 78“.
Allein am Dienstag, dem 100. Tag der Proteste in Québec, nahm die Polizei nach Medienangaben mehr als 100 Demonstranten fest. Seitdem demonstrieren aus Solidarität auch Studenten in anderen Städten Kanadas. Die Verhandlungen zwischen Studenten und Regierung über eine Einigung in dem Konflikt stecken derzeit in einer Sackgasse.