Der Widerstand gegen das Weltwirtschaftsforum (WEF) ist nicht ganz verstummt. Auf dem Postplatz in Davos haben am Samstag rund 50 Personen ein friedliches Zeichen gegen das WEF gesetzt.
«Auch wenn wir wenige sind, stehen wir hier für viele», sagte Organisator Henning Zierock, Präsident der deutschen Friedensorganisation «Gesellschaft Kultur des Friedens». Seinem Aufruf gefolgt waren Aktivistinnen und Aktivisten von Amnesty International, der Davoser Grünen und der Solidaritätskampagne für 43 verschwundene mexikanische Studenten.
«Wir sind nicht gegen, sondern für etwas», erklärte Zierock der Nachrichtenagentur sda. «Wir streiten für eine friedliche und solidarische Welt.»
Am WEF fällten mächtige Männer und Frauen Entscheide, die Milliarden Menschen beträfen. Deren Stimme werden aber nicht gehört. Nur wenn man mit den Betroffenen rede und nicht nur über sie, könnten tragfähige Lösungen entstehen. «Deswegen sind wir hier», sagte Zierock.
Marugg unter den Demonstranten
Die «Gesellschaft Kultur des Friedens» ist seit Jahren in der Bewegung gegen das WEF engagiert. Dieses Jahr ist sie als Veranstalterin einer Demonstration eingesprungen, weil Grünen-Sekretär Rolf Marugg als Organisator ausfiel.
Marugg ist vor kurzem zum Präsidenten des Gemeindeparlaments und damit formell zum obersten Davoser gewählt worden. Das Amt hinderte ihn aber nicht daran, sich unter die Demonstranten zu mischen.
An der Kundgebung wurden Porträts der 43 verschwundenen mexikanischen Studenten gezeigt. Die deutsche Bundestagsabgeordnete Heike Hänsel erinnerte daran, dass die Vertreter der Regierung Mexikos am Samstag in Davos zu einem mexikanischen Abend geladen hätten, während in dem Land praktisch Straffreiheit herrsche und weiterhin schwere Menschenrechtsverletzungen begangen würden. «Das ist zynisch», sagte Hänsel.
Freilassung des Bloggers Badawi gefordert
Amnesty-Aktivisten und Aktivistinnen trugen Transparente mit Bildern des saudi-arabischen Bloggers Raif Badawi. Sie forderten die saudische Regierung und den in Davos anwesenden Prinzen Turki Al Faisal Al Saud auf, sich für ein sofortiges Ende der Prügelstrafe und die Freilassung des Journalisten einzusetzen. Badawis Auspeitschung sorgt derzeit weltweit für Empörung.
Die Polizei war wie üblich mit einem Grossaufgebot vor Ort, hielt sich aber im Hintergrund. Der Anlass verlief friedlich.