Das Schweizerische Raumfahrtunternehmen Swiss Space Systems (S3) ist seinem Ziel, Kleinsatelliten deutlich billiger als bisher ins All zu bringen, einen Schritt näher gekommen. Im House of Switzerland in Sotschi unterzeichnete CEO Pascal Jaussi am Mittwoch einen Partnerschaftsvertrag mit russischen Unternehmen.
«Es ist ein Meilenstein», sagte Pascal Jaussi, Gründer und CEO von S3, vor der internationalen und russischen Presse. Nach dem Unterzeichnen der Verträge mit RKK Energia und JSC Kuznetsov, die auf Raketentriebwerke spezialisiert sind, besitzt S3 nun Verträge mit Unternehmen aus allen Bereichen der Raumfahrttechnologie.
Sein Traum, kostengünstig Kleinsatelliten ins All zu bringen, geht deshalb weiter. 2017 will S3 mit Testflügen beginnen, 2018 kommerziell durchstarten.
Simples Prinzip
Das Prinzip ist simpel: Statt Satelliten mit teuren, dreistufigen Raketen ins All zu schiessen, die nach einmaligem Gebrauch ins Meer stürzen, will Jaussi die Satelliten mit einem Airbus und einem sogenannten suborbitalen SOAR-Shuttle in die Umlaufbahn transportieren. Airbus und Shuttle könnten mehrfach verwendet und ohne kostspielige Startbasis von fast überall starten.
Rund sechsmal billiger soll der Transport eines Satelliten damit werden. Ausserdem wird gemäss Jaussis Plänen die Umwelt deutlich weniger belastet, weil nicht jedes Mal eine neue Rakete gebaut und ausserdem viel weniger Brennstoff verbraucht wird.
Allerdings kann auch S3 die physikalischen Gesetze nicht ausser Kraft setzen. Das bedeutet, dass der Shuttle, der sich auf einer Höhe von 10 Kilometern vom Airbus löst, bis auf eine Geschwindigkeit von 2 Kilometern pro Sekunde beschleunigt werden muss, damit er die Höhe von 80 Kilometern erreicht.
Dort wird die dritte Stufe gezündet und der Satellit mit einem Träger in die Umlaufbahn in einer Höhe von rund 700 Kilometer geschossen. Shuttle und Airbus kehren dann zu Erde zurück.
Triebwerke aus Russland
Für die Entwicklung und den Bau der Triebwerke des Shuttle und der dritten Stufe konnte S3 mit den russischen Unternehmen Partner gewinnen, die zu den besten Herstellern von Raketentriebwerken weltweit gehören. Die enge Zusammenarbeit mit Russland – S3 hat auch ein Partnerschaftsabkommen mit der Staatlichen Technischen Universität «N.E. Bauman» in Moskau – gehört zum Konzept des in Payerne gegründeten Unternehmens.
Jaussi will möglichst viele internationale Partner zusammenbringen, um in der kommerziellen Raumfahrt Fuss zu fassen. Die Nachfrage, Satelliten bis 250 Kilogramm in den Orbit zu bringen, sei gross, erklärte er in Sotschi. Doch der Preis sei heute noch sehr hoch. Deshalb sei er überzeugt, mit seinem Konzept Erfolg zu haben.
Die russischen Unternehmen JSC Kuznetsov und RKK Energia, aber auch zum Beispiel die französische Dassault Aviation, teilen seine Optimismus. Interesse an solchen Satelliten zeigen unter anderem Unternehmen, die Pipelines und Verkehrssystem überwachen oder Fischströme verfolgen wollen.
Von 60 auf 200 Mitarbeitende
Rund 250 Millionen Franken stecken bis 2018 im Projekt. Rund 60 Personen arbeiten im Moment für S3, rund 200 Ingenieure sind bei den Partnerunternehmen ins Projekt eingebunden. Bis 2017 will S3 aber selber gut 200 Mitarbeitende aus aller Welt beschäftigen. Ein Konzept, das gemäss dem Chef der Marketingorganisation des Bundes Präsenz Schweiz, Nicolas Bideau, «ein Musterbeispiel der innovativen Schweiz» ist.