Drei Tage nach dem Absturz einer russischen Militärmaschine im Schwarzen Meer ist auch der zweite Flugschreiber gefunden worden. Die Ermittler hoffen auf baldige Hinweise über die Absturzursache. Die Bergung sterblicher Überreste und von Wrackteilen ging weiter.
Der zweite Flugschreiber sei am Mittwoch vom Meeresgrund geborgen worden, teilte das Verteidigungsministerium laut russischen Nachrichtenagenturen mit. Russischen Medien zufolge deutet eine erste Auswertung des zuvor geborgenen ersten Flugschreibers auf einen Defekt der Flügelklappen hin. Ein Fernsehsender veröffentlichte den mutmasslichen letzten Wortwechsel im Cockpit.
Die Maschine vom Typ Tu-154 war am Sonntag auf dem Flug von Sotschi nach Syrien mit 92 Insassen an Bord abgestürzt. Es gibt keine Hoffnung auf Überlebende. Bergungsteams suchten weiter nach sterblichen Überresten sowie hunderten von Wrackteilen. Von über 1500 unter Wasser entdeckten Trümmerteilen seien knapp 600 bereits gehoben worden, teilte das Verteidigungsministerium mit.
Nach dem Absturz war eine Bergungsaktion mit mehr als 3500 Einsatzkräften angelaufen. Nach mehreren Wrackteilen wurde am Dienstag der erste Flugschreiber der Unglücksmaschine gefunden worden.
An Bord eines Flugzeugs befinden sich zwei Aufzeichnungsgeräte: der Flugdatenschreiber, der die technischen Daten während des Fluges registriert, sowie der Stimmenrekorder, der alle Geräusche und Gespräche im Cockpit aufzeichnet.
«Die Flügelklappen»
Von russischen Medien gab es widersprüchliche Angaben, ob es sich bei dem ersten Fund um den Flugdatenschreiber oder den Stimmenrekorder handelt. Mehrere Medien berichteten, es handle sich um den Flugdatenschreiber.
Mehrere andere, darunter der private Fernsehsender Life, berichteten, es handle sich um den Stimmenrekorder. Life veröffentlichte am Mittwoch einen panischen Wortwechsel, bei dem es sich um die letzten Äusserungen der beiden Piloten der russischen Unglücksmaschine handeln soll.
Einer von ihnen rief demnach «die Flügelklappen, Scheisse». Die letzten Worte, die aufgezeichnet wurden, waren dem Bericht zufolge: «Captain, wir fallen.» Eine offizielle Bestätigung für die Echtheit der Zitate gab es aber nicht.
Die Behörden vermuten als Unglücksursache einen Pilotenfehler oder ein technisches Problem. Laut Inlandsgeheimdienst FSB spricht bislang nichts für die These eines Anschlags. Die Ermittlungen konzentrierten sich auf vier Möglichkeiten: Pilotenfehler, technischer Defekt, schlechter Treibstoff oder Fremdobjekt im Triebwerk.
An Bord der Maschine waren zahlreiche Mitglieder des Alexandrow-Ensemble, eines berühmten Armeechors, der bei den Neujahrsfeiern auf dem russischen Luftwaffenstützpunkt Hmeimim in Syrien auftreten sollte.