Sonderbriefmarken der Post sind nichts Neues – und lösen meistens keine grossen Reaktionen aus. Nicht so dieses Mal: Die Sondermarke zum 200-Jahr-Jubiläum der schweizerisch-russischen Freundschaft erscheint in einer politisch heiklen Phase.
Ab dem 21. Mai sollen in der Schweiz Briefmarken mit dem Abbild des Kazansky-Turms in Moskau erhältlich sein, wie die „Basler Zeitung“ am Donnerstag berichtete. Sie beruft sich auf das Kundenmagazin der Post, „Die Lupe“. Ein Post-Mediensprecher bestätigte am Freitag auf Anfrage entsprechende Informationen. Russland gebe gleichzeitig eine Briefmarke mit dem Zytglogge-Turm in Bern als Sujet heraus.
Die Gemeinschaftsausgabe einer Sondermarke erfolgt in einer politisch angespannten Zeit. Am Mittwoch hatte der Bundesrat die Einverleibung der Halbinsel Krim durch Russland verurteilt. Auf Sanktionen verzichtete die Schweizer Regierung vorerst noch. Doch Aussenminister Didier Burkhalter sagte, dass der Bundesrat seine Beziehungen zu Russland nicht intensivieren werde.
„Wir bedauern das ungünstige Timing“, teilte die Post mit. „Wir wurden von den Ereignissen überrollt.“ Das Projekt mit den Sondermarken sei vor circa anderthalb Jahren mit der russischen Post beschlossen worden.
Kein politisches Signal
Man habe in den vergangenen Tagen besprochen, ob die Aktion wegen der Ereignisse in der Ukraine und auf der Krim gestoppt werden solle. Doch die Post hat sich dagegen entschieden: „Wir hätten gerade damit ein politisches Signal gesetzt und uns nicht mehr neutral verhalten“, hiess es.
Ein Postsprecher wies auch darauf hin, dass die Schweiz und Russland Gründungsmitglieder des Weltpostvereins seien. Seit 1874 würden die beiden Länder postalische Beziehungen unterhalten und Dienste austauschen – ungeachtet der politischen Situation.
In Burkhalters Departement ist man über der Termin für die Präsentation der Sondermarke nicht erfreut. „Es gab eine Anfrage der Post, was wir davon halten“, erklärte EDA-Informationschef Jean-Marc Crevoisier in der „Basler Zeitung“. Das EDA empfahl der Post, die Vorstellung der Sondermarken auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben. Dies lehnte die Post jedoch ab. Das EDA war für eine Stellungnahme vorerst nicht erreichbar.