Russland hat erstmals Luftangriffe in Syrien geflogen. Nach russischen Angaben haben die Kampfjets Munitionsdepots und Treibstofflager der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) etwa 200 Kilometer von Damaskus entfernt bombardiert. Allerdings gibt es Zweifel darüber.
Auch aus syrischen Sicherheitskreisen hiess es am Mittwoch, russische und syrische Kampfflugzeuge hätten gemeinsam «terroristische Stellungen» in Syrien beschossen. Die Angriffe hätten in den zentralen Provinzen Hama und Homs sowie in der Küstenprovinz Latakia stattgefunden, wurde präzisiert.
Nicht gegen den IS sondern für Assad
Oppositionellen syrischen Aktivisten zufolge bombardierten die Jets aber mehrere Orte nördlich von Homs, die von gemässigten Rebellen gegen das Regime von Baschar al-Assad gehalten werden.
Die Region werde von gemässigten Rebellengruppen kontrolliert, sagte auch Samir Naschar, führendes Mitglied des Oppositionsbündnisses Nationale Syrische Koalition. Dessen Vorsitzender Khaled Khudscha erklärte über Twitter, in dem Gebiet gebe es weder Kämpfer des IS noch des Terrornetzwerkes Al-Kaida.
Auch aus diplomatischen Kreisen in Paris hiess es, die russischen Luftangriffe hätten sich offenbar nicht gegen die IS-Extremisten gerichtet. Das Ziel seien vielmehr «Oppositionsgruppen» gewesen. Die Angriffe seien daher vor allem eine Unterstützung der Regierung des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad gewesen.
Nach Angaben der in Grossbritannien ansässigen oppositionsnahen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte kamen bei den Luftangriffen mindestens 27 Menschen ums Leben. Andere Aktivisten berichteten von mehr als 35 Toten, darunter Frauen und Kinder.
Parlament erteilt Erlaubnis
Erst am Mittwochmorgen hatte Präsident Wladimir Putin vom russischen Parlament die Erlaubnis für den Militäreinsatz im Ausland bekommen. Nach Angaben des Kremls hatte der syrische Machthaber Baschar al-Assad um russische Militärhilfe gebeten.
Präsidialamtschef Sergej Iwanow wollte im Fernsehen keine Details zu möglichen Luftangriffen nennen, er sprach aber von einer zeitlich befristeten Operation. Den Einsatz von russischen Bodentruppen in Syrien schloss er aus.
Russland hatte in den vergangenen Wochen seine Militärpräsenz in Syrien massiv verstärkt. Neben Panzern, Kampfflugzeugen, Helikoptern und Drohnen sollen auch mindestens 500 Soldaten dort stationiert worden sein.
Putin ist der wichtigste Verbündete von Präsidenten Assad, der zunehmend durch die Terrormiliz IS unter Druck kommt. Die USA werfen der Regierung in Moskau vor, der syrischen Armee mit Kampfflugzeugen, Panzern und anderer Ausrüstung zu helfen. Die grösste Streitfrage der Regierungen der USA und Russlands im Syrien-Konflikt ist die künftige Rolle Assads.