Russische Sonderpolizisten haben den Moskauer Oppositionsführer Sergej Udalzow zu einem stundenlangen Verhör abgeführt und ihn anschliessend unter Auflagen wieder frei gelassen. Dem Gegner von Kremlchef Wladimir Putin wird Anstiftung zu Massenunruhen vorgeworfen.
Der 35-jährige Udalzow dürfe wegen der Ermittlungen nicht das Land verlassen, sagte der Chef der Ermittlungsbehörde, Wladimir Markin, nach Angaben der Agentur Interfax vom Mittwoch.
Es sollen Vorwürfe untersucht werden, wonach der Politiker zusammen mit georgischen Regierungsvertretern einen Sturz der Regierung geplant haben soll, wie die Ermittlungsbehörde am Mittwoch mitteilte. Udalzows Anwältin sagte, Beamte hätten die Wohnung ihres Mandanten durchsucht.
Vergangene Woche hatte der kremlnahe Fernsehsender NTV eine Dokumentation ausgestrahlt, in der Udalzow belastet wurde. Der Oppositionsführer war darin zu sehen, wie er sich mit Georgiern traf und mit ihnen die Planung eines Putsches besprach.
Mehrmals inhaftiert
Den Ermittler zufolge wolle Udalzow tschetschenische Extremisten anwerben, um Anschläge zu verüben. Finanziert werden sollte der Putsch den Angaben zufolge von dem früheren Bankchef Andrej Borodin, der heute in Grossbritannien im Exil lebt.
Sergej Udalzow, der Chef der ausserparlamentarischen Linken Front, ist eine der Leitfiguren der seit Ende 2011 anhaltenden Protestwelle gegen Präsident Putin. Er war während der Proteste nach der umstrittenen Parlamentswahl und gegen die Wiederwahl Putins im Winter wiederholt festgenommen worden.
Im Falle einer Verurteilung drohen Udalzow bis zu zehn Jahre Haft. Menschenrechtler und Regierungsgegner warnten vor einem neuen Schauprozess wie zu Zeiten von Sowjetdiktator Josef Stalin.