Wenige Stunden nach der Explosion des Raumfrachters «Cygnus» beim Start in den USA hat Russland einen Transporter mit Nachschub für die Internationale Raumstation ISS ins All geschossen. Die Sojus-Trägerrakete transportierte Nahrungsmittel, Treibstoff und private Post.
Sie hob am Mittwochmorgen wie geplant gegen 8.10 Uhr (MEZ) vom Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan ab, wie die Flugleitzentrale bei Moskau mitteilte. Der Progress-Transporter sollte nach rund sechs Stunden an der ISS festmachen.
Derzeit arbeiten drei Russen, zwei US-Amerikaner und der Deutsche Alexander Gerst auf dem Aussenposten der Menschheit in rund 400 Kilometer Höhe.
Unglücksursache unklar
Der unbemannte US-Raumfrachter «Cygnus» explodierte am Dienstagabend um 18.22 Uhr (Ortszeit, 23.22 Uhr MEZ) im US-Bundesstaat Virginia sechs Sekunden nach dem Start, wie die US-Weltraumbehörde NASA mitteilte.
Die Antares-Rakete hob vom Weltraumbahnhof Walllops kurz ab, bevor sie explodierte und zur Erde stürzte. Es habe weder Tote noch Verletzte gegeben, berichteten TV-Sender unter Berufung auf die NASA. Die Rakete war von der privaten Firma Orbital Sciences Corp gebaut worden.
Die Ursache des Unglücks war zunächst völlig unklar. Die NASA teilte mit, man sei dabei, Daten über das Unglück zu sammeln. Ein NASA-Kontroller rief dazu auf, das Gelände zu sichern. Von einer absichtlichen Zerstörung der Rakete, um etwa ein Einschlag in bewohntes Gebiet zu verhindern, war zunächst keine Rede.
Laut NASA-Topmanager William Gerstenmaier hat «Cygnus» keine unbedingt notwendigen Versorgungsgüter für die Besatzung der ISS an Bord gehabt. «Es handelte sich um keine unbedingt notwendige Fracht», sagte Gerstenmaier. «Die Mannschaft ist in keiner Gefahr.»
Vierter «Cygnus»-Flug
Der von der privaten Firma Orbital Sciences entwickelte «Cygnus» hätte rund 2300 Kilogramm Vorräte und wissenschaftliches Material zur ISS bringen sollen. Es war der vierte Flug eines «Cygnus»-Frachters.
Erst am Montag musste ein Countdown nur zehn Minuten vor dem Start abgebrochen werden – nach Angaben der NASA war ein Boot der Abschussrampe am Atlantikufer zu nahe gekommen. Auch zuvor hatte es Verzögerungen gegeben.
«Cygnus» ist ein unbemanntes Fluggerät, das nach einem Flug nicht wiederverwendet wird. Der Raumfrachter, der auf dem Rückweg meist Müll befördert, verglüht beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre.
Unabhängigkeit von Russland angestrebt
Die NASA hatte 2011 ihr Shuttle-Programm beendet – mit «Cygnus» wollten sich die USA bei der Versorgung der ISS unabhängig von russischen Flügen machen. Im Rahmen des knapp zwei Milliarden Dollar schweren Vertrags sollte es bis 2016 mindestens sieben weitere Flüge geben.