Ab heute finden in Moskau und St. Petersburg die 80. Eishockey-Weltmeisterschaften statt. Russland strebt dabei den vierten Titelgewinn im eigenen Land an.
Mit 27 WM-Titeln (inklusive UdSSR) ist Russland die erfolgreichste Nation im Eishockey. Seit 2008 bestiegen die Osteuropäer viermal das oberste Podest (zuletzt 2014 in Minsk), nachdem sie zuvor 14 Jahre hintereinander erfolglos geblieben waren. Drei ihrer Goldmedaillen gewannen sie im eigenen Land (1973, 1979 und 1986). Bei der fünften und letzten WM in Moskau im Jahr 2007 mussten sich die Russen aber mit Bronze begnügen. Vor zwei Jahren an den Olympischen Spielen in Sotschi bedeuteten gar die Viertelfinals Endstation.
Diesmal soll es kein frühzeitiges Scheitern geben. Der Star im Team ist Pawel Dazjuk von den Detroit Red Wings, der erstmals seit 2012 wieder an einer WM teilnimmt. Es ist eine Augenweide, dem Techniker mit den feinen Händen zuzuschauen. Mit 37 Jahren gehört er jedoch nicht mehr zu den Jüngsten. In den diesjährigen NHL-Playoffs gelang Dazjuk in fünf Spielen kein einziger Punkt, nachdem er in der Qualifikation in 66 Partien auf 49 Punkte (16 Tore) gekommen war. Auch der bei ZSKA Moskau in der KHL tätige Alexander Radulow gehört zum Kader. Der 29-Jährige ist zwar alles andere als ein einfacher Spieler, seine Genialität und seine Skorerqualitäten sind aber unumstritten. Zudem können die Gastgeber, der drittletzte Gegner der Schweiz in der Vorrunde, darauf hoffen, dass entweder Jewgeni Malkin (Pittsburgh Penguins) oder Alexander Owetschkin (Washington Capitals) noch zur Mannschaft stossen. Die Teams der beiden Superstars treffen in den NHL-Viertelfinals aufeinander – Pittsburgh führt mit 3:1 Siegen.
Im vergangenen Jahr verloren die Russen im WM-Final gegen Kanada gleich mit 1:6. Überhaupt dominierten die von Sidney Crosby angeführten Nordamerikaner das Turnier mit zehn Siegen und einem Torverhältnis von 66:15 nach Belieben. Auch heuer gehören sie zu den heissen Kandidaten auf den Titel. Mit Matt Duchene (Colorado Avalanche), Taylor Hall (Edmonton Oilers) und Ryan O’Reilly (Buffalo Sabres) sind allerdings nur noch drei Spieler aus dem damaligen Siegerteam dabei.
Dafür können die jungen Kanadier auf Connor McDavid (Edmonton Oilers) zählen, den Nummer-1-Draft von 2015. Der 19-Jährige wurde den hohen Erwartungen in seiner ersten NHL-Saison trotz eines Anfang November erlittenen Schlüsselbeinbruchs vollauf gerecht und war einer von nur sechs Stammspielern, die in der Qualifikation mehr als einen Punkt pro Partie realisierten. McDavid erzielte in 45 Begegnungen 16 Tore und 32 Assists. Anaheims Corey Perry würde mit dem Titelgewinn den Sprung in den erlauchten Kreis des «Triple Gold Club» schaffen. Bislang können sich 26 Spieler Olympiasieger, Weltmeister und Stanley-Cup-Champion nennen.
Neben Russland sind mit Schweden und Tschechien zwei weitere Topmannschaften in der Schweizer Gruppe. Bei den Skandinaviern figurieren mit Johan Fransson (Genève-Servette), Erik Gustafsson (Kloten) und Linus Klasen (Lugano) drei Spieler im vorläufigen WM-Kader, die in der vergangenen Saison in der NLA tätig waren. Insgesamt können zwölf NLA-Söldner auf WM-Einsätze hoffen. Unter ihnen befindet sich der 18-jährige Amerikaner Auston Matthews (ZSC Lions), der im nächsten NHL-Draft wohl als Nummer 1 gezogen wird.
Der WM-Modus bleibt gleich. Wie stets seit 2012 wird die Vorrunde in zwei Achtergruppen gespielt. Jeweils die ersten vier erreichen die Viertelfinals, die Letztplatzierten beider Gruppen steigen direkt ab. Als Aufsteiger in die Top-Division stehen Slowenien und Italien fest.