Russland klagt alle 30 Greenpeace-Aktivisten wegen Piraterie an

Zwei Wochen nach dem Greenpeace-Protest in der Arktis hat die russische Justiz am Donnerstag alle 30 inhaftierten Umweltschützer als Piraten angeklagt. Den Männern und Frauen aus 18 Ländern – darunter ein Schweizer – drohen jeweils bis zu 15 Jahre Haft.

Einer der Greenpeace-Aktivisten vor Gericht in Murmansk (Archiv) (Bild: sda)

Zwei Wochen nach dem Greenpeace-Protest in der Arktis hat die russische Justiz am Donnerstag alle 30 inhaftierten Umweltschützer als Piraten angeklagt. Den Männern und Frauen aus 18 Ländern – darunter ein Schweizer – drohen jeweils bis zu 15 Jahre Haft.

Die russische Justiz macht vorwärts. Erst gerade vor zwei Wochen hatten 30 Umweltaktivisten an Bord des Greenpeace-Schiffs «Arctic Sunrise» am 18. September nahe einer Ölplattform des russischen Energieriesen Gazprom in der Barentssee gegen die Gas- und Ölförderung in der Arktis protestiert. Zwei Aktivisten hatten dabei versucht, auf die Plattform zu gelangen.

Die russische Küstenwache landete daraufhin mit einem Helikopter auf dem Greenpeace-Eisbrecher, sperrte die Besatzung ein und schleppte das Schiff in den Hafen von Murmansk.

Ermittler in der Stadt Murmansk leiteten nun gegen die Besatzungsmitglieder der «Arctic Sunrise» offiziell Verfahren wegen bandenmässiger Piraterie ein. Das teilte das nationale Ermittlungskomitee am Donnerstag in Moskau mit. Alle Beteiligten hätten in den Verfahren ihre Unschuld beteuert und sonst keine Aussagen gemacht.

Greenpeace hat das Champions League-Spiel FC Basel vs. Schalke 04 genutzt, um gegen den russischen Ölkonzern «Gazprom» zu protestieren. Alle Fragen zur spektakulären Aktion im St. Jakobs-Stadion gibt es hier.

Die Anwälte der Umweltschützer legten am Donnerstag, dem zweiten Tag der Anklageverlesung in Murmansk, Einspruch gegen die Haftbefehle ein. Eine erste Gerichtsverhandlung dazu erwartet Greenpeace nach eigener Darstellung an diesem Freitag.

Empörung bei Greenpeace Schweiz

Greenpeace Schweiz äusserte sich empört. Man werde alles unternehmen, damit die absurden Vorwürfe so schnell wie möglich ausgeräumt würden, hiess es in einer Medienmitteilung.

«Der Vorwurf der Piraterie ist absurd, denn die Arktisschützerinnen und Arktisschützer haben nichts anderes getan, als sich absolut friedlich für den Erhalt unserer Lebensgrundlagen einzusetzen», liess sich Greenpeace Co-Geschäftsleiterin Verena Muehlberger im Communiqué zitieren. «Sie wollten die Welt darauf aufmerksam machen, dass Gazprom mit seinen Ölbohrungen Russisches Roulette spielt mit einem der letzten intakten Ökosysteme und dessen Menschen und Tiere.»

Die Greenpeace-Aktivisten hätten gegen die Gazprom-Ölplattform protestiert, «weil sie sich moralisch dazu verpflichtet fühlten, die langsame, aber unerbittliche Zerstörung der Arktis aufzuzeigen». Ölbohrungen bedrohten eine einzigartige Region und seine Bewohner. Sie heizten auch die Klimaerwärmung weiter an. Die Konzerne, die für diese verantwortlich seien, wollten davon nun profitieren.

Die Protestaktion gegen die Ölbohrpläne des Konzerns Gazprom sei Teil einer internationalen Kampagne von Greenpeace zum Schutz der Arktis, schrieb Greenpeace Schweiz weiter. Auch andere Ölkonzerne wie beispielsweise Shell und Statoil planten Ölbohrungen in der Arktis. Greenpeace wolle die Ölbohrungen aller Konzerne in der Arktis stoppen und fordere die Errichtung eines internationalen Schutzgebietes rund um den Nordpol.

«Schwerste Bedrohung» des Umweltprotestes seit 1985

Greenpeace International wies die Vorwürfe der Piraterie als «unzutreffend, unbegründet und illegal» zurück und kündigte an, bis vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Strassburg zu ziehen.

Greenpeace-Direktor Kumi Naidoo kritisierte das Vorgehen als «schwerste Bedrohung des friedlichen Umweltprotests» seit der Versenkung des Aktionsschiffs «Rainbow Warrior» in Auckland 1985 durch französische Geheimagenten. Damals kam ein Aktivist ums Leben.

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