Nach dem Absturz einer Passagiermaschine in Kasan trauert Russland um die 50 Toten. Zahlreiche Menschen legten am Flughafen der Wolga-Stadt rote Nelken nieder oder stellten Kerzen auf. Die Behörden setzten wegen der Tragödie einen offiziellen Tag der Trauer an.
Die aus Moskau kommende Maschine vom Typ Boeing 737-500 war am Vorabend beim Landeversuch «senkrecht abgestürzt» und explodiert. Aufschluss über die Ursache erhoffen sich die Behörden von den Flugschreibern.
Kremlchef Wladimir Putin übermittelte dem Präsidenten der Teilrepublik Tatarstan, Rustam Minnichanow, der bei dem Absturz einen Sohn verloren hatte, am Montag in einem Telefonat persönlich sein Beileid. Auch der örtliche Geheimdienstchef war bei der Katastrophe ums Leben gekommen.
Unter den Opfern seien ausserdem eine Frau aus Grossbritannien sowie zwei Kinder. Dies teilten die Behörden mit. Die islamisch geprägte Teilrepublik Tatarstan liegt rund 800 Kilometer östlich von Moskau.
Heftige Debatte
Nach dem Absturz wird in Russland erneut heftig über die mangelnde Sicherheit im Luftverkehr des Landes debattiert. Wahrscheinlichste Unglücksursache seien technisches Versagen oder ein Pilotenfehler, sagte Alexander Poltinin von der Flugunfall-Ermittlungsbehörde.
Die 23 Jahre alte Boeing 737 der Regionalfluggesellschaft Tatarstan Airlines hatte laut Medienberichten bereits im Jahr 2001 einen schweren Unfall.
Der Fluglotse Kirill Kornischin berichtete, Sekunden vor dem Absturz habe einer der Piloten über Funk mitgeteilt, dass die Maschine nicht bereit zur Landung sei und er wieder durchstarten wolle. Ein Mitglied der Rettungskräfte sagte der Nachrichtenagentur Interfax, dies deute auf einen technischen Fehler hin.
Fluggäste, die noch am Sonntag mit der Maschine von Kasan nach Moskau geflogen waren, berichteten von Problemen mit der Boeing: «Das Flugzeug hatte schon auf dem Hinflug Schwierigkeiten, wir wären bei der Landung in Moskau beinahe abgestürzt», schrieb der Passagier Grigori Bussarew.
Bereits in Brasilien verunfallt
Laut russischen Medien war die Maschine seit 23 Jahren im Dienst und hatte bereits sieben Vorbesitzer, darunter Airlines aus Uganda, Rumänien und Bulgarien. 2001 habe sie in Brasilien einen schweren Unfall gehabt, bei dem das Fahrwerk abgebrochen und sie mehr als einen Kilometer lang auf einem Triebwerk über die Landepiste geschlittert sei, berichtete Itar-Tass. Nach einer Reparatur sei die Boeing wieder in Dienst gestellt worden.
Die letzte Generalüberholung des Flugzeugs erfolgte laut der russischen Flugaufsichtsbehörde Rosaviatsia im März 2012. Die Flugunfall-Ermittlungsbehörde beschlagnahmte am Montag Unterlagen von Tatarstan Airlines. Beide Blackboxen wurden aus den bis zur Unkenntlichkeit zerfetzten und verkohlten Überresten der Unglücksmaschine geborgen und sollen nun ausgewertet werden.