Russland und Estland haben am Samstag auf einer Brücke an der Grenze Spione ausgetauscht. Russland liess den estnischen Offizier Eston Kohver frei, der im August trotz internationaler Kritik wegen Spionage und anderen Vorwürfen zu 15 Jahren Haft verurteilt worden war.
Im Gegenzug übergab Estland den früheren estnischen Sicherheitsbeamten Alexej Dressen, der wegen Spionage für Russland eine 16-jährige Haftstrafe absass, wie russische Nachrichtenagenturen berichteten. Die Übergabe erfolgte auf einer Brücke über den Piusa-Fluss.
Estlands Regierungschef Taavi Rõivas bestätigte, dass der 44-jährige Kohver wieder sicher bei seiner Familie sei. Präsident Toomas Hendrik Ilves dankte allen, die an der Freilassung mitgewirkt haben. Das Aussenministerium sprach von einer guten Nachricht für Europa.
Der Sicherheitsbeamte Kohver war am 5. September 2014 nach Darstellung des FSB auf russischem Gebiet nahe der estnischen Grenze festgenommen worden. Die Regierung in Tallinn warf Moskau vor, Kohver mit Waffengewalt aus dem EU-Land verschleppt zu haben.
Im August war er in einem vom Westen kritisierten Prozess zu 15 Jahren Haft und einer Geldstrafe von 100’000 Rubel (etwa 1490 Franken) verurteilt worden.
Kohvers Anwalt Mark Feigin erklärte, Grund für den Austausch sei die anstehende Rede von Russlands Präsident Wladimir Putin bei der UNO-Generaldebatte in New York. Die Verurteilung Kohvers war in der EU und den USA auf Kritik gestossen.
Das Verhältnis Russlands zu den baltischen Staaten, die nach ihrer Unabhängigkeit von der Sowjetunion der EU und der Nato beigetreten sind, ist historisch schwierig und wegen der Ukraine-Krise derzeit zusätzlich belastet.