Knapp 68 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs wollen Russland und Japan ihre Verhandlungen über einen Friedensvertrag wieder vorantreiben. Knackpunkt ist dabei der jahrzehntelange Territorialstreit um die Südkurilen-Inseln im Pazifik.
Die Positionen beider Staaten in diesem Streit lägen noch weit auseinander, betonte der japanische Premier Shinzo Abe am Montag nach einem Treffen mit Kremlchef Wladimir Putin in Moskau. Man sei sich aber einig, dass die Situation «unnormal» sei, sagte Abe.
Japan fordert seit Jahrzehnten die Rückgabe der vier südlichsten Inseln der lang gestreckten Kurilenkette, die nach dem Zweiten Weltkrieg Russland zugeschlagen worden waren. Auf den Inseln, wo heute rund 16’500 Russen leben, befinden sich grosse Gold- und Silbervorkommen.
Ausserdem gibt es in den umliegenden Gewässern grosse Fischbestände. Wegen des Konflikts haben beide Länder noch keinen Friedensvertrag unterzeichnet. Seit 2001 hatten die Verhandlungen auf Eis gelegen. Experten halten eine Einigung aber für nahezu ausgeschlossen.
Erster Besuch seit zehn Jahren
Die Gespräche dürften nicht überhastet begonnen werden, sagte Abe der Agentur Interfax zufolge. Kremlchef Wladimir Putin kündigte an, dass die Aussen- und Verteidigungsminister beider Länder mögliche Lösungsansätze besprechen sollten. «Wir wollen das Problem zu befriedigenden Bedingungen für beide Seiten lösen», sagte Putin.
Abe war Sonntagabend mit einer grossen Wirtschaftsdelegation nach Moskau gereist. Es ist der erste hochrangige Besuch aus Japan seit zehn Jahren.
Die Beziehungen zwischen den beiden Staaten hatten sich noch weiter verschlechtert, als der damalige russische Präsident Dmitri Medwedew 2010 als erster Kremlchef die Kurilen besucht hatte. Im vergangenen Jahr reiste er erneut als Ministerpräsident auf die Inseln.