Russland weitet seine Luftangriffe im syrischen Bürgerkrieg von einem Stützpunkt im verbündeten Iran aus. Die USA kritisierten die Einsätze, in Teheran zeigte sich die politische Elite uneinheitlich.
Aktiv und eindeutig informierte am Mittwoch hingegen das Verteidigungsministerium in Moskau: Jagdbomber vom Typ Su-34 seien am Mittwoch von der Basis Hamadan im Westen des Irans zu Angriffen auf die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) gestartet, hiess es.
Am Dienstag war bekannt geworden, dass Russland auch Bomber des Typs Tu-22M3 vom Iran aus nach Syrien geschickt hat. Mit der Nutzung von Hamadan erhöht die russische Luftwaffe ihre Schlagkraft im Syrien-Krieg. Weil der Weg vom Iran nach Syrien um einige Hundert Kilometer kürzer ist als von Russland aus, sparen die Flugzeuge Experten zufolge Treibstoff und können mehr Bomben laden.
Russland pflegt enge Beziehungen zum Iran. Moskau und Teheran sind die engsten Verbündeten der Führung unter Präsident Baschar al-Assad in Damaskus. Russische Kampfjets fliegen seit September 2015 Angriffe in Syrien. Sie nutzen dafür vor allem einen Stützpunkt in der nordwestsyrischen Küstenprovinz Latakia. Zuletzt waren Bomber auch von Basen auf russischem Gebiet gestartet.
USA vom Kreml informiert
Nach US-Angaben hatte Russland vor Beginn der Angriffe am Dienstag die von den USA geführte Militärkoalition gegen den IS über den bevorstehenden Einsatz informiert. Russland habe sich damit an die Verabredung mit der Koalition vom vergangenen Jahr gehalten, mit der beide Seiten unbeabsichtigte Zusammenstösse im Luftraum über Syrien verhindern wollen, sagte der in Bagdad ansässige US-Militärsprecher Chris Garver.
Der russische Aussenminister Sergej Lawrow verteidigte die Verlegung der Flugzeuge in den Iran gegen Kritik, dies verstosse gegen eine UNO-Resolution, die Waffenlieferungen an Teheran verbietet.
Die Resolution 2231 des UNO-Sicherheitsrates untersage neben der Lieferung auch den Verkauf und die Übergabe von Kriegsgerät an den Iran, sagte Lawrow der Agentur Interfax zufolge in Moskau. Dies sei aber nicht der Fall.
Verwirrung in Teheran
Doch auch im Iran sorgten die russischen Militäraktionen für Verwirrung. Nach einer indirekten Bestätigung vom nationalen Sicherheitsrat vom Vortag ruderte Parlamentspräsident Ali Laridschani am Mittwoch zurück. «Wir haben weder den Russen noch irgend einem anderen Land einen Flugstützpunkt zur Verfügung gestellt», sagte er der Nachrichtenagentur Irna zufolge.
Zugleich betonte Laridschani, nur Russland schätze die Lage in Syrien realistisch und korrekt ein. Die Zusammenarbeit mit Moskau solle die Terrorgefahr durch den IS eindämmen, erklärte er.
Die Erklärungsnot der iranischen Führung ist nicht unbegründet. Die Verfassung verbietet die Stationierung von ausländischen Truppen im Land. Es ist das erste Mal seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges, dass ein Drittland iranische Stützpunkte verwendet.
Durch die Nutzung einer iranischen Basis zieht Russland mit den USA gleich, die seit Jahren von der Luftwaffenbasis Incirlik im Süden der Türkei Einsätze im Nahen Osten fliegen, vor allem im Irak. Auch die USA greifen im Kampf gegen den die sunnitischen Fanatiker vom so genannten Islamischen Staat (IS) mit Luftangriffen ein.