Millionen orthodoxe Christen in Russland haben mit Familienfeiern und stimmungsvollen Mitternachtsmessen bis in den frühen Samstagmorgen das Weihnachtsfest begangen. Auch die ägyptischen Kopten feierten Weihnacht.
In der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale mit ihrer mächtigen Goldkuppel verlas Patriarch Kirill I. vor rund 5000 Gläubigen die frohe Botschaft.
Unter den Besuchern im prunkvollen Gotteshaus unweit des Kremls waren auch Präsident Dmitri Medwedew und seine Ehefrau Swetlana. Viele Fernseh- und Radiosender übertrugen die stundenlange Messe live. Das russisch-orthodoxe Weihnachtsfest wird nach dem julianischen Kalender 13 Tage später als die katholische und protestantische Weihnacht gefeiert.
Regierungschef Wladimir Putin verbrachte die Nacht bei einem Gottesdienst in seiner Heimatstadt St. Petersburg. Wenige Wochen nach seiner Geburt sei er 1952 in der Verklärungskathedrale geheim getauft worden, sagte Putin.
„Meine Mutter verriet meinem Vater nichts, weil er ein strenges Mitglied der Kommunistischen Partei war.“ Er betonte, Staat und Kirche müssten gemeinsam gegen Extremismus vorgehen.
Aufruf zu Dialog
Beim zentralen Gottesdienst in der russischen Hauptstadt rief Kirill I. auf, im Glauben fest zu bleiben. „Auch in mehr als 2000 Jahren mit Krieg und Gewalt ist es nicht gelungen, den Glauben an die göttliche Wahrheit zu vernichten“, sagte das Kirchenoberhaupt.
In einem am Tag der Weihnachtsfeierlichkeiten im Fernsehen übertragenen Interview rief Kirill I. die Regierung in Moskau angesichts der Massenproteste gegen Wahlbetrug zum Dialog mit den Demonstranten auf.
Russland könne sich keine weitere Revolution leisten, sagte er. Die „Regierung sollte daher in den Dialog mit der Gesellschaft eintreten, ihr zuhören und den Kurs ändern“, dann werde alles gut.
Medwedew wünschte den Anhängern des orthodoxen Glaubens, zu dem sich etwa 60 Prozent der mehr als 140 Millionen Einwohner Russlands bekennen, per Kurznachrichtendienst Twitter „Frohe Weihnachten“.
Kopten feiern in Ägypten
Unter massiven Sicherheitsvorkehrungen begannen auch die ägyptischen Kopten ihr erstes Weihnachtsfest nach dem Sturz von Husni Mubarak. Soldaten und Polizisten bewachten von Beginn der Feierlichkeiten am Freitagabend an die Kirchen des Landes, um Anschlägen islamistischer Extremisten vorzubeugen.
Zugleich gab es eine Reihe von Solidaritätsbekundungen – auch von Islamisten. So nahmen erstmals an dem zentralen Gottesdienst in Kairo unter Leitung des Oberhaupts der koptisch-orthodoxen Kirche, Papst Schenuda III., auch Repräsentanten der Muslimbruderschaft teil.