Nach der Kritik von Pop-Ikone Madonna am Umgang Russlands mit der Punkbank Pussy Riot hat Vize-Regierungschef Dmitri Rogosin indirekt schweres Geschütz gegen die Musikerin aufgefahren. Der Politiker scheint sich dabei eine schwere Entgleisung geleistet zu haben.
Über den Kurznachrichtendienst Twitter schrieb der Politiker: „Jede ehemalige B., die einen gewissen Bekanntheitsgrad hat, erlaubt sich Vorträge über Moral zu halten, insbesondere, wenn sie sich im Ausland auf Tournee befindet.“ Hinter der Abkürzung verbirgt sich möglicherweise das Wort „Bljad“ (dt. „Hure“).
Madonna hatte sich während eines Gastspiels in Russland für eine baldige Freilassung der Musikerinnen von Pussy Riot ausgesprochen, die wegen Rowdytums angeklagt sind. „Ich bin für die freie Meinungsäusserung und gegen Zensur und hoffe, dass die Richter Nachsicht zeigen“, hatte die Sängerin erklärt.
Den drei Frauen der russischen Punkband wird vorgeworfen, vor der Präsidentenwahl die Christus-Erlöser-Kathedrale in Moskau gestürmt und Wladimir Putin von der Kanzel herab verunglimpft zu haben.
Das Vorgehen der Behörden und die seit Monaten andauernde Inhaftierung der jungen Frauen wird international scharf kritisiert. Den Frauen drohen mehrere Jahre Haft. Das Urteil wird für den 17. August erwartet.
Konzert in St. Petersburg
Madonna zeigte sich vor dem zweiten Russland-Konzert am Donnerstagabend trotz scharfer Kritik von Politik und Kirche weiter kämpferisch. Ungeachtet eines Verbots, öffentlich in St. Petersburg über Homosexualität zu reden, werde sie sich mit Schwulen und Lesben solidarisieren, teilte die Sängerin mit.
Dazu werde sie bei dem Konzert rosarote Armbänder verteilen lassen, hiess es auf ihrer Webseite. Der Stadtabgeordnete Witali Milonow von der Regierungspartei Geeintes Russland drohte mit einer Anzeige, sollte Madonna „Homosexualität propagieren“. Darauf stehen Geldstrafen. Er werde das Konzert filmen lassen, sagte Milonow.
Sicherheitswarnung der USA
Vor der Erlöserkathedrale in Moskau zündeten Erzkonservative ein Foto von Madonna an. „Wir sind gegen Sünde“, erklärte der Chef der Vereinigung orthodoxer Kirchenfahnenträger, Leonid Simonowitsch-Nikschitsch, der Agentur Interfax.
Das Generalkonsulat der USA in St. Petersburg gab auf seiner Internetseite wegen möglicher gewaltsamer Proteste von Madonna-Gegnern eine Sicherheitswarnung heraus. Die russische Polizei sei mit 350 Mann im Einsatz, hiess es in russischen Medien.