Daniela Ryf (27) und Caroline Steffen (36) sind die wohl aussichtsreichsten Schweizer Teilnehmerinnen am berühmtesten Triathlon der Welt, der in der Nacht auf morgen Schweizer Zeit im Programm steht.
Die sechsfache Ironman-Weltmeisterin Natascha Badmann (47) sowie Simone Brändli (34/Siegerin Ironman Südafrika) und Ronnie Schildknecht (35) sind die weiteren qualifizierten Schweizer Profi an der Ironman-WM auf Big Island, Hawaii.
Daniela Ryf ist in diesem Jahr in neun Triathlons noch unbesiegt, darunter in zwei Ironman-Wettkämpfen sowie den EM und WM über die halbe Ironman-Distanz. Daniela Ryf landete ihren letzten Coup mit dem Gewinn den 70.3-Ironman-WM-Titels in Mont-Tremblant (Ka) vor fünf Wochen. In Hawaii wird Ryf erstmals an der Startlinie stehen. Eigentlich hatte die 27-jährige Solothurnerin erst im September in Mallorca auf der Langdistanz debütieren wollen. Schliesslich liess sie sich von ihrem Trainer Brett Sutton kurzfristig zu einem Start Ende Juli am Ironman Switzerland überreden, wo sie am Vortag zunächst in einem 5150-Event über die olympische Distanz (mit Windschattenfahrverbot im Radfahren) triumphierte.
Die U23-Weltmeisterin und Olympia-Siebte von 2008 zählt angesichts ihrer bisherigen Saisonbilanz trotz mangelnder Erfahrung zu den Mitfavoritinnen. Ryf wird seit einem Jahr von Brett Sutton trainiert, der unter anderen auch Olympiasiegerin Nicola Spirig unter seinen Fittichen hat. Zudem hat Sutton bei den Frauen einst auch die heute nicht mehr aktive Chrissie Wellington (Gb/vierfache Ironman-Weltmeisterin) trainiert, die 2007 als Rookie auf Anhieb auf Hawaii gewinnen konnte.
Anderweitigen Bezug nimmt Caroline Steffen. Sie hatte sich vor einem Jahr und dem damals für sie enttäuschenden 5. Rang auf Hawaii vom Australier Sutton getrennt. Die Berner Oberländerin wird seither von Suttons Landsmann Chris McCormack gecoacht, der als Aktiver 2007 und 2010 auf Big Island triumphiert hat, nachdem er davor wiederholt Lehrgeld bezahlen musste. Steffen war schon je zweimal Zweite und Fünfte in Hawaii und imponierte bei ihrer Generalprobe vor vier Wochen mit einer starken Laufzeit bei ihrem Sieg am 70.3-Ironman in ihrer Wahlheimat Mooloolaba (Au). Davor hat sie in diesem Jahr im März den Ironman Melbourne (Au) gewonnen. Im Juli belegte sie ein Jahr nach ihrem Sieg bei der Challenge Roth (De) den 3. Platz über ebenfalls 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und 42,195 km Laufen.
Im Kampf um den Sieg werden die beiden Schweizerinnen vor allem die laufstarke Titelverteidigerin Mirinda Carfrae (Au/siegte in Roth) beachten müssen. Die Britinnen Leanda Cave (gewann Ironman-WM 2012 vor Steffen), Rachel Joyce (Vorjahreszweite und u.a. Zweite in Roth), Liz Blatchford (Vorjahresdritte) und Corinne Abraham (Ironman-Europameisterin) sowie die Amerikanerin Linsey Corbin (im Vorjahr 10.) zählen ebenso zum Favoritenkreis. Corbin gewann heuer den Ironman Klagenfurt vor der Zürcherin Simone Brändli, die in diesem Wettkampf die 3,8 km Schwimmen in eindrucksvollen 45:51 Minuten bewältigt hatte.
Badmann und Schildknecht als Aussenseiter
Brändli zählt wie die beiden Schweizer Ironman-Rekordtitelträger Natascha Badmann (11 Titel) und Ronnie Schildknecht (9) zu den Aussenseitern. Die knapp 48-jährige Badmann erkämpfte sich ihr Ticket im Profi-Feld hauptsächlich durch Rang 6 an der Ironman-EM in Frankfurt am Main sowie Platz 2 am Ironman Switzerland. Badmann ist nach wie vor die einzige Schweizerin, die je auf Hawaii triumphierte.
Ronnie Schildknecht, der Ironman-WM-Vierte von 2008, musste bis zum Ende der Qualifikationsphase (Ende August) um sein Hawaii-Ticket bangen. Anderseits ist er zumindest theoretisch so frisch wie wohl noch nie zuvor auf Hawaii, da er in diesem Jahr vor dem Saisonhöhepunkt lediglich einen kompletten Ironman (Rang 4 an der EM in Frankfurt) absolvierte und dieser bereits Anfang Juli im Programm stand. Titelverteidiger bei den Männern ist Fredrik van Lierde (Be). Die Deutschen Sebastian Kienle (im Vorjahr Dritter) und Jan Frodeno (Olympiasieger 20008) sowie Carfraes Ehemann Timothy O’Donnell (USA/5. im Vorjahr) und Luke McKenzie (Au/2. im Vorjahr) gelten als erste Herausforderer.
Heiss und windig
Bob De Wolf, Teammanager beim Uplace-BMC-Team, dem auch Schildknecht angehört, bringt die extremen Anforderungen der Ironman-WM auf den Punkt: «Es ist sehr heiss und windig, die Luftfeuchtigkeit ist hoch. Schon einer dieser Faktoren erschwert ein Rennen. Alle drei zusammen, machen jede Voraussage unmöglich. Über 180 Kilometer auf gerader Strecke durch Lavafelder zu fahren, kann einen schläfrig machen. Dann kommt noch der Marathon, der auf kochend heissen Strassen ausgetragen wird. Das macht es so schwierig, die ganze Zeit bei klarem Verstand und fokussiert zu bleiben. Wenn man nicht vorausschauend fährt und läuft, vernünftig isst und trinkt oder aber sich über alle Masse verausgabt, überhitzt man schnell, bekommt Krämpfe oder kollabiert.»
Am berühmtesten Dreikampf der Schmerzen sind 54 Männer und 38 Frauen im Profifeld und insgesamt über 2000 Athleten am Start. Bereits um 6.25 Uhr werden die Profi- Männer in den Tag geschickt, die Profi-Frauen beginnen um 6.30 Uhr. Um 6.50 Uhr beziehungsweise 7.00 Uhr Lokalzeit erfolgt der Start der Altersklassenathleten.