Menschen mit HIV-Infektion können aufatmen: Egal welche Medikamenten-Kombinationen sie einnehmen, bei 90 Prozent von ihnen verschwinden die Viren fast vollständig aus dem Blut.
Dies berichtet ein Schweizer Ärzteteam unter Basler Leitung in einer neuen Studie mit fast 2000 Neuinfizierten.
Das Besondere an der Arbeit ist, dass die Patienten nicht spezifisch ausgewählt worden waren, wie dies sonst bei standardisierten Studien üblich ist. Es wurden also auch Drogenabhängige, Alkoholkranke, Patienten mit Hepatitis oder Herzkreislauf-Krankheiten miteinbezogen. Ihre gesundheitlichen Probleme beeinflussen die Auswahl der Medikamente und reduzieren potenziell ihre Wirksamkeit.
Nicht mehr ansteckend
Doch egal, welchen Cocktail die Schweizer Patienten erhielten, bei fast 90 Prozent von ihnen sank die Virenzahl unter die Nachweisschwelle, wie die Forscher online im Fachblatt „Archives of Internal Medicine“ berichten. Damit waren die Infizierten nicht mehr ansteckend.
„Dass die Therapieantwort so hoch ist, obwohl diese Patientengruppen dabei sind, ist sehr speziell“, sagte Studienleiter Manuel Battegay, Leiter der Infektiologie und Spitalhygiene am Universitätsspital Basel, der Nachrichtenagentur sda. Ärzte können heute zwischen rund 25 antiviralen Medikamenten oder Wirkstoffkombinationen auswählen, um HIV zu bekämpfen.
Die Stichprobe umfasste sämtliche Neuinfizierten in der Schweizerischen Kohortenstudie, an welcher über 16’000 HIV-Positive in der Schweiz teilnehmen. Alle waren zwischen 2005 und 2009 in einem von sieben Schweizer Spitälern – Basel, Bern, Genf, Lausanne, Lugano, St. Gallen und Zürich – erstmals behandelt worden.
Resultate aus dem „echten Leben“
Diese Resultate aus dem „echten Leben“ bestätigten frühere Studien, die die grosse Wirksamkeit der antiviralen Therapien belegen, erklärte Battegay. Dank ihnen ist die Lebenserwartung von HIV-Infizierten heute gleich hoch wie bei Gesunden, bei guter Lebensqualität.
„Studien wie die aus der Schweiz sind nötig, um Ärzte und Patienten bei der Wahl der Therapie zu leiten“, schreibt Daniel Kuritzkes vom Brigham and Women’s Hospital in Cambridge in einem Begleitkommentar zur Studie. Laut Battegay ist es besonders für ärmere Länder etwa in Osteuropa wichtig zu wissen, dass auch Cocktails aus günstigeren Medikamenten ebenso gut wirken wie die neueren, teuren Kombinationen.
Die Studie zeige zudem eindrücklich, dass ein integriertes Betreuungs- und Forschungsmodell, wie es mit der Kohortenstudie in der Schweiz angeboten wird, zu ausserordentlich hohen Therapieantworten führt, schreibt das Universitätsspital in einer Mitteilung.