Sanierung des Kasernen-Hauptbaus: Jetzt gehts um die Wurst

Am Mittwoch debattiert der Grosse Rat über die Sanierung des Kasernen-Hauptbaus. Obwohl sich im Parlament eine Mehrheit für das Projekt abzeichnet, ist eine hitzige Diskussion zu erwarten. Wir berichten laufend.

Ob sich die düsteren politischen Wolken über dem Kasernen-Sanierungsprojekt verziehen werden?

(Bild: BVD)

Am Mittwoch debattiert der Grosse Rat über die Sanierung des Kasernen-Hauptbaus. Obwohl sich im Parlament eine Mehrheit für das Projekt abzeichnet, ist eine hitzige Diskussion zu erwarten. SVP, FDP und LDP haben vorsorglich bereits ein Referendum gegen den Baukredit angekündigt.

Die Sanierung und Neukonzeption des Kasernen-Hauptbaus gehört zu den fast unendlichen Geschichten, an denen Basel so reich ist. Die bürgerlichen Grossratsfraktionen der SVP, FDP und LDP möchten nun dafür sorgen, dass diese Geschichte nicht so rasch zu einem erlösenden Ende kommt.

Dabei war dieses noch nie so nahe wie jetzt: Am Mittwoch debattiert der Grosse Rat über einen 44,6-Millionen-Kredit für die Gesamtsanierung des Kasernen-Hauptbaus und dessen Umbau zu einem Kultur- und Kreativzentrum. Die Regierung unternimmt nicht zum ersten Mal einen Anlauf, den Kasernen-Hauptbau für eine kulturelle Nutzung fit zu machen. Aber über den Ansatz eines Projektwettbewerbs gelangte man bislang nie hinaus.

150 Jahre Kaserne Basel: Geschichte im Schnelldurchlauf

Dass der Hauptbau umfassend saniert werden muss, darüber herrschen keine Zweifel. In den vergangenen 50 Jahren geschah abgesehen von Pinselsanierungen praktisch nichts.

Zeitplan geriet durcheinander

Damit hat es sich aber schon mit der Einigkeit. Über die Baukosten und das Nutzungskonzept wurde bereits in den vorberatenden Kommissionen so heftig gestritten, dass der ursprüngliche Zeitplan für die Beschlussfassung im Grossen Rat durcheinanderkam. Weil das Geschäft nicht vor, sondern erst nach den Sommerferien behandelt werden kann, könnte sich der Baubeginn schlimmstenfalls um ein ganzes Jahr verzögern: falls es dem Hochbauamt nicht doch noch gelingen sollte, die Vorbereitungsarbeiten zu beschleunigen.

Streit um den Kasernenumbau kurz vor der Zielgerade neu entfacht

Kann der Umbau doch noch frühzeitig beginnen?

Ein Streitpunkt ist das Nutzungskonzept. Dieses wurde von bürgerlichen Politikern, aber auch vom Komitee «Kulturstadt jetzt», als unausgegoren und schwammig gebrandmarkt. Vor allem drei Fragen trieben die Kritiker um:

  • Wer entscheidet, wer im Hauptbau Platz finden wird?
  • Wie wird die angestrebte Fluktuation der Nutzungen in einem Teil des Baus organisiert?
  • Und wie werden die gestaffelten Mieten genau berechnet?

Die Projektverantwortlichen hatten offenbar Mühe, die Fragen schlüssig zu beantworten. Das lag zu einem Teil sicher am Prinzip, dass man das Nutzungskonzept bewusst flexibel halten möchte, um nicht ein Modell in Stein zu meisseln, das in wenigen Jahren überholt sein wird.

Wie offen darf das Nutzungskonzept des Kasernen-Hauptbaus sein?

Nach langen Diskussionen liessen sich die Skeptiker von links vom Nutzungskonzept überzeugen, nicht aber die von der bürgerlichen Seite.

Warum ist das Projekt so teuer?

Letztere stören sich vor allem an den ihrer Ansicht nach übermässig hohen Kosten von knapp 45 Millionen Franken. Das ist um einiges mehr, als in früheren Schätzungen angegeben worden war.

Wie aber lassen sich die Kosten erklären?

  • Die Grundsanierung des Gebäudes alleine kostet rund 30 Millionen Franken. Die Bausubstanz ist marode und muss überdies unter Einhaltung des Denkmalschutzes erdbebensicher gemacht werden. Damit kann das sanierte Gebäude aber noch nicht genutzt werden.
  • Rund 3,7 Millionen kostet der seitliche Durchstich durch den Zwischentrakt zwischen dem Hauptbau und der ehemaligen Klingentalkirche, die heute als Atelierhaus genutzt wird. Diese Summe ist vom Grossen Rat vor vier Jahren übrigens bereits bewilligt worden, muss nun aber im neuen und erweiterten Sanierungsprojekt noch einmal aufgeführt werden.
  • 3 Millionen Franken kosten Massnahmen, damit die Grossveranstaltungen Basel Tattoo und Herbstmesse auf dem Areal während den Bauarbeiten weiter stattfinden können.
  • Rund 9 Millionen Franken kostet schliesslich der vorgesehene Umbau des Hauptbaus zum Kultur- und Kreativzentrum.

Piazza, Proberäume, Ateliers und Gastrobetriebe

Die hauptsächlichen Eingriffe in die heutige Bausubstanz betreffen den Mitteltrakt des Hauses. Über eine hohe und lichte Indoor-Piazza soll ein attraktiver Durchgang zum Rhein ermöglicht werden. Darüber sind eine Aula und Proberäume geplant. Dazu kommen drei Gastrobetriebe: ein Restaurant, ein Café und eine Skybar in einem der Türme.

Im Rest des Hauptbaus werden Ateliers, Büros und Werkstätten für Kulturschaffende und Kreativwirtschaftler eingerichtet. Im nördlichen Anbau wird die Moscheekommission Platz finden.



Stein des rechtsbürgerlichen Anstosses: der «überrepräsentative Renommier-Raum» im Kasernen-Projekt.

Stein des rechtsbürgerlichen Anstosses: der «überrepräsentative Renommier-Raum» im Kasernen-Projekt. (Bild: BVD)

Für die bürgerlichen Gegner des Projekts, die sich auch in beiden vorberatenden Kommissionen mit Minderheitsberichten zu Wort melden werden, ist vor allem die grosszügige Piazza  ein «überrepräsentativer Renommier-Raum» und damit zu viel Luxus für «nicht-institutionelle Kultur». Als Minderheitssprecher der Bau- und Raumplanungskommission wird sich übrigens der LDP-Regierungsratskandidat Conradin Cramer exponieren.

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Bürgerliche planen bereits das Referendum

In einer gemeinsamen Medienmitteilung haben die bürgerlichen Parteien SVP, FDP und LDP bereits vor der Debatte bekannt gegeben, dass sie für eine Rückweisung des Ratschlags stimmen werden (Mitteilung auf der Rückseite des Artikels). Und im Bewusstsein, dass sie sich gegen die Mehrheit der Ratslinken und der Mitte mit CVP und GLP wohl nicht werden durchsetzen können, kündigten sie bereits an, dass sie das Referendum gegen das Projekt ergreifen werden.

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Ob sich die düsteren politischen Wolken über dem Kasernen-Sanierungsprojekt verziehen werden? (Bild: BVD)

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