Die Revision des Ärztetarifs Tarmed droht zu scheitern. Nun will der Krankenkassenverband santésuisse, der sich nicht an der Revision beteiligt hatte, einen eigenen Vorschlag beim Bundesamt für Gesundheit (BAG) einreichen.
Santésuisse schlägt vor, bei den Arzttarifen für ambulante Behandlungen künftig auf Pauschalen zu setzen. Ein Arzt erhielte in der Folge einen fixen Preis für eine bestimmte Einzelbehandlung, unabhängig vom tatsächlichen Zeitaufwand. «Mit Pauschalen wird eine effiziente Leistungserbringung belohnt», schreibt santésuisse in einer Mitteilung vom Freitag.
Der Vorschlag sei in Zusammenarbeit mit dem Chirurgenverband fmCH entstanden. Die Idee werde dem BAG bis Ende Juni zur Kenntnis gebracht. Bereits ab 2017 könnte der neue Tarif gemäss santésuisse in einer Testphase geprüft werden. Ab 2018 würde der Tarif integral zur Anwendung kommen.
Ärzte machen Strich durch Rechnung
Der derzeit geltende Tarmed-Tarif, mit dem ambulante Behandlungen abgerechnet werden, wurde vor zwölf Jahren zum letzten Mal überarbeitet. Seit 2010 ringen der Ärzteverband FMH, der Spitalverband H+, die Unfallversicherer und der Krankenkassenverband curafutura um eine neue Lösung. Insbesondere sollen die Tarife den neuen Realitäten angepasst werden. Technische Leistungen, die dank Weiterentwicklungen einfacher zu erbringen sind, sollen tiefer entschädigt werden. Eher «untechnische Leistungen» von Hausärzten würden aufgewertet.
Anfang April legten die Organisationen eine gemeinsame Lösung vor. Ende Juni wollten sie diesen dem Bundesrat zur Genehmigung vorlegen. Doch die Ärzte machten ihnen einen Strich durch die Rechnung: In einer Urabstimmung der Ärzteverbindung FMH lehnte am Donnerstag eine Mehrheit das neue Tarifsystem ab. Die Ärzte riskieren damit ein Eingreifen des Bundesrates. Dieser hat seit 2013 die Möglichkeit, selber einen Tarif festzusetzen, wenn der Tarif nicht mehr sachgerecht ist und sich die Tarifpartner nicht einigen können.
Santésuisse fordert neues Revisionsprojekt
Von Anfang an nicht an der Revision beteiligt war die santésuisse. Der Verband hatte die Arbeiten von vornherein abgelehnt, weil ein Kostenschub nicht ausgeschlossen werden könne. Nun fordert die santésuisse ein neues Projekt. Bei diesem müssten die Rahmenbedingungen zum Voraus klar sein und die gesetzlichen Anforderungen wie die Kostenneutralität eingehalten werden.