Im Skandal um heimliche Mitschnitte ihrer Gespräche werden Frankreichs Ex-Präsident Nicolas Sarkozy und seine Frau Carla Bruni-Sarkozy Anzeige erstatten. Es werde eine einstweilige Verfügung wegen Verletzung der Privatsphäre deponiert, teilten die Sarkozy-Anwälte mit.
Der einst enge Präsidentenberater Patrick Buisson hatte bei Gesprächen im Elysée-Palast, aber auch im privaten Rahmen, heimlich ein Diktiergerät mitlaufen lassen. Auszüge der Aufzeichnungen, die hunderte Stunden umfassen sollen, waren am Mittwoch in der Presse erschienen.
Sarkozy und seine Frau könnten nicht hinnehmen, «dass Äusserungen, die im privaten Rahmen getätigt wurden, aufgenommen wurden und ohne ihr Einverständnis verbreitet werden», hoben die Anwälte des konservativen früheren Präsidenten hervor. Der Schutz des Geheimnisses privater Gespräche sei «eines der Fundamente unserer demokratischen Gesellschaft».
Der Skandal um die mitgeschnittenen Gespräche hat die konservative Oppositionspartei UMP in Frankreich schwer erschüttert. Die Reaktionen prominenter UMP-Politiker reichten von Fassungslosigkeit bis Wut. Auch Sarkozy selbst soll wütend sein und sich verraten fühlen, wie ein anderer enger Ex-Mitarbeiter im Elysée-Palast, Henri Guaino, am Mittwoch berichtet hatte.
Bänder gelöscht oder gestohlen
Es ist unklar, wie die Aufzeichnungen an die Öffentlichkeit gelangen konnten. Guaino hatte die Vermutung geäussert, dass die Bänder im Zuge von Ermittlungen der Justiz gegen Buisson in einer anderen Affäre beschlagnahmt und dann von dort der Presse zugespielt worden seien.
Buisson selbst, der die Aufnahmen nicht bestreitet, hatte versichert, er habe die meisten Bänder gelöscht, andere seien ihm aber offenbar «gestohlen» worden. Buissons Sohn Georges bestritt am Donnerstag, Aufnahmen weitergegeben zu haben. Er liegt der Internetausgabe des Magazins «Le Point» zufolge im Rechtsstreit mit seinem Vater.
Der Politologe Buisson, der früher der rechtsextremen Partei Front National nahestand, wird für den Rechtsruck in Sarkozys Wahlkampf 2012 verantwortlich gemacht. Er war auch in der UMP häufiger scharf kritisiert worden.