Der französische Präsident Nicolas Sarkozy will das umstrittene Atomkraftwerk im elsässischen Fessenheim weiter am Netz lassen. Er werde das Kraftwerk nicht abschalten, sagte der Präsident am Donnerstag bei seinem Besuch im ältesten AKW des Landes, das 35 Kilometer von Basel entfernt ist.
„Wäre Fessenheim unsicher, hätte ich keine Sekunde gezögert und (den Stromkonzern) EDF aufgefordert, die Anlage zu schliessen“, sagte der Präsident, dessen Worte mit einem wahren Beifallssturm der Angestellten begrüsst wurde.
Eine Gruppe von etwa 60 Atomkraftgegnern aus Deutschland konnte sich wegen weiträumiger Polizeiabsperrungen nicht dem Kraftwerk nähern.
Sofortige Schliessung gefordert
Vertreter des trinationalen Atomschutzverbandes (Frankreich, Schweiz, Deutschland) forderten in einem Brief den Präsidenten auf, Fessenheim sofort zu schliessen. Aus ihrer Sicht ist die Anlage zu alt, pannenanfällig und von Erdbeben und Überschwemmungen gefährdet.
Am Rande des Besuchs traf eine Delegation von Atomkraftgegnern einen Berater Sarkozys und verlangte, Fessenheim zu schliessen. Das Treffen sei „höflich“ verlaufen. Jeder habe dem anderen zugehört, sagte ein Sprecher.
Im französischen Präsidentenwahlkampf ist Fessenheim ein symbolträchtiger Zankapfel zwischen Gegnern und Befürwortern der Atomkraft.
Der sozialistische Kandidat François Hollande will im Falle seines Wahlsiegs Fessenheim schliessen und bis 2025 schrittweise den Anteil der Atomkraft an der Energieversorgung um 50 bis 75 Prozent verringern. Sarkozy treibt den Ausbau der Atomkraft durch den Europäischen Druckwasserreaktor EPR voran und fördert auch den weltweiten EPR-Export.
Frankreichs Atommeiler produzieren 75 Prozent des Stroms im Land und die Atomindustrie gehört weltweit zur Führungsspitze. Trotzdem liefert in dieser Kälteperiode Deutschland Strom in das Nachbarland, da dort der Verbrauch – auch wegen der vielen Stromheizungen – Rekordhöhen erreicht. Über das Jahr verteilt ist Frankreich ein Exporteur elektrischen Stroms.