Satirezeitschrift an Deutschschweizer Kiosken im Nu verkauft

Die 800 Exemplare der Satirezeitschrift «Charlie Hebdo», die Deutschschweizer und Tessiner Kioske am Freitag erhalten hatten, waren im Nu weg. Nur wer früh dran war, hatte eine winzige Chance auf ein Exemplar, wie ein Augenschein von Korrespondenten der sda ergab.

Nur wer Glück hatte, erhielt heute das Blatt (Archiv) (Bild: sda)

Die 800 Exemplare der Satirezeitschrift «Charlie Hebdo», die Deutschschweizer und Tessiner Kioske am Freitag erhalten hatten, waren im Nu weg. Nur wer früh dran war, hatte eine winzige Chance auf ein Exemplar, wie ein Augenschein von Korrespondenten der sda ergab.

Im Basler Bahnhof SBB konnte die Nachfrage bei weitem nicht befriedigt werden. Im Press&Books-Shops auf der Passerelle, der um 5 Uhr früh öffnete, waren die 15 vorhandenen Exemplare nach zwei Minuten weg.

Nicht anders sah es im Kiosk bei der Bahnhofhalle aus, der lediglich zehn Exemplare erhalten hatte. Die Menschen seien schon bei der Öffnung um 6 Uhr Schlange gestanden, und nach einer Minute seien alle Magazine verkauft gewesen, sagte eine Verkäuferin.

200 Bestellungen und zehn Exemplare

Besonders gross war die Nachfrage im Kiosk beim französischen Bahnhof. Dort hatten die Angestellten 200 Bestellungen aufgenommen. Am Freitag trafen aber nur zehn Exemplare ein, die ebenfalls unmittelbar nach der Öffnung um 6 Uhr verkauft waren. «Wir könnten problemlos 1000 Exemplare verkaufen», sagte eine Verkäuferin.

Ein weiterer Kiosk in Basel hatte gar keine «Charlie Hebdo» erhalten. In verschiedenen Kiosken wurde Valora kritisiert, dass sie nicht mehr Magazine besorgt und an die Kioske ausgeliefert hatte.

Valora-Sprecherin Stefania Misteli sagte auf Anfrage, dass ein Nachdruck vorgesehen sei und weitere Exemplare bestellt worden seien. Wann genau wie viele weitere Exemplare eintreffen würden, sei aber nicht klar. Auch sei es nicht möglich, «Charlie Hebdo» wie andere Zeitungen als «Print on Demand» zu beziehen.

Nur nach Reservation erhältlich

Auch in Zürich war die Nachfrage gross. Die Kioskangestellten hatten am Morgen nur eine Frage zu beantworten: «Haben Sie noch eine Ausgabe von ‚Charlie Hebdo’»? Die Antwort war schlicht: Nein.

An einem der Bahnhofkioske waren die 20 gelieferten Exemplare innerhalb von drei Minuten verkauft. Auch an einer anderen Verkaufsstelle hatte sich bereits vor 6 Uhr eine lange Schlange gebildet.

Einer der Bahnhofkioske in Winterthur gab seine zehn Exemplare nur an Personen ab, die bereits vorgängig reserviert hatten. Die Kioskangestellte sagte, dass man noch auf mehr Exemplare hoffe. Die Reservationsliste war um 7 Uhr bereits auf 50 Namen angewachsen.

Im Bahnhof Bern war kurz vor 8 Uhr an keinem Kiosk mehr ein «Charlie Hebdo» zu haben. Auch in den Berner Bahnhofkiosken waren zusammengezählt nur wenige Dutzend Exemplare eingetroffen. An drei von vier Kiosken hing die Mitteilung «’Charlie Hebdo‘ ausverkauft».

Erwartet und nicht eingetroffen

Am Bahnhofkiosk Aarau fehlte am Freitagmorgen «Charlie Hebdo». Die erwarteten Exemplare seien nicht eingetroffen, sagte eine Verkäuferin. Und wenn sie doch noch den Weg nach Aarau finden würden, so seien diese Exemplare schon lange reserviert.

Am grössten Kiosk im Bahnhof Luzern trafen die Zeitungen aus Paris ebenfalls nicht ein – offenbar überraschend für das Personal. Eine Nachfrage hätte es gegeben: «Wir hatten über 100 Reservationen», sagte eine Kioskangestellte.

Vergeblich waren am frühen Freitagmorgen auch in St. Gallen viele Menschen zum Kiosk geeilt. Drei Kioske in der Nähe des Bahnhofes hatten gar keine «Charlie Hebdo» erhalten.

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