Zwei Tage vor dem ersten Training für den Auftakt der Formel-1-Weltmeisterschaft 2015 in Melbourne hat Rennfahrer Giedo van der Garde seinen Startplatz bei Sauber erfolgreich eingeklagt.
Der Supreme Court Victoria gab dem 29-jährigen Holländer am Mittwoch in Melbourne recht. Der letztjährige Ersatzfahrer ist der Meinung, mit Sauber eine rechtsgültige Übereinkunft als Stammpilot für 2015 abgeschlossen zu haben. Der Hinwiler Rennstall hatte darauf beharrt, dass die Einigung mit der Gesellschaft von van der Garde, nicht aber mit ihm persönlich getroffen worden sei.
Ein Schweizer Gericht hatte in der vergangenen Woche in erster Instanz dem Antrag van der Gardes bereits stattgegeben, dass Sauber nichts unternehmen dürfe, um ihn an einem Start zu hindern. Dies wurde nun von dem australischen Gericht bestätigt. Sauber legte nach der zweiten Niederlage vor Gericht Berufung ein, am Donnerstag wird weiterverhandelt.
«Ich bin sehr froh», sagte van der Garde nach der Urteilsverkündung. «Ich bin sehr fit und stark. Ich freue mich darauf, zum Team zurückzukehren. Wir werden hart arbeiten, um am Wochenende das beste herauszuholen», sagte der Fahrer in Melbourne. Van der Gardes Anwalt meinte am Mittwoch in Australien, seinem Klienten sei es bisher nicht gelungen, mit dem Team Kontakt aufzunehmen.
Sauber zeigte sich enttäuscht über den Entscheid. «Wir müssen uns nun die Zeit nehmen, die Konsequenzen dieses Entscheids zu verstehen sowie die Auswirkungen auf unseren Saisonstart zu evaluieren», liess Teamchefin Monisha Kaltenborn in einem Statement verlauten. «Allerdings können wir nicht die Sicherheit unseres Teams, oder anderer Fahrer auf der Strecke gefährden, nur um dem Wunsch eines unvorbereiteten Fahrers nachzukommen, Rennen für uns zu bestreiten. Und dies in einem Fahrzeug, das auf zwei andere Fahrer zugeschnitten wurde.»
Mit dem Urteil spitzt sich die Lage beim von Peter Sauber gegründeten und seit Ende 2012 von Kaltenborn geführten Privatrennstall, dem viertältesten nach Ferrari, McLaren und Williams, zu. Das Team hat den Brasilianer Felipe Nasr und den Schweden Marcus Ericsson für diese Saison als Stammpiloten verpflichtet. Das erste Training für den Grand Prix von Australien am Sonntag steht bereits am Freitag im Albert Park von Melbourne im Programm. Der Rechtsanwalt von Nasr und Ericsson hatte am Montag betont, dass beide durch ihre Sponsoren Gelder in Höhe von mehreren Millionen mitbrächten. Ein freiwilliger Verzicht auf einen Startplatz eines der beiden Piloten erscheint ausgeschlossen.
Sauber hatte sich nach der bisher schlechtesten Saison in der Unternehmensgeschichte – das Team gewann 2014 keinen WM-Punkt – auch vom zweiten Fahrer Adrian Sutil trotz eines noch gültigen Vertrages getrennt. Ob auch der Deutsche rechtliche Schritte gegen das Team einleitet, ist derzeit nicht auszuschliessen.