Saudi-Arabiens König ernennt erstmals weibliche Ratsmitglieder

Saudi-Arabien macht einen kleinen Schritt in Richtung Gleichberechtigung: Zum ersten Mal in der Geschichte des islamischen Königreichs sind Frauen als Mitglieder in den Schura-Rat berufen worden.

Hat 30 Frauen in den Schura-Rat berufen: Saudi-Arabiens König Abdullah (Archiv) (Bild: sda)

Saudi-Arabien macht einen kleinen Schritt in Richtung Gleichberechtigung: Zum ersten Mal in der Geschichte des islamischen Königreichs sind Frauen als Mitglieder in den Schura-Rat berufen worden.

König Abdullah ernannte insgesamt 120 Männer und 30 Frauen zu Ratsmitgliedern. Der Schura-Rat, eine Art Pseudo-Parlament, hat nur beratende Funktion. Seine Mitglieder werden alle vier Jahre vom König ernannt.

Damit seine Nachfolger diesen emanzipatorischen Schritt nicht wieder rückgängig machen können, legte der betagte König gleichzeitig fest, dass auch künftig mindestens 20 Prozent der Sitze für Frauen reserviert werden müssen.

Separate Sitzreihen

Da Kontakte zwischen Männern und Frauen, die miteinander nicht verheiratet sind, in dem islamischen Königreich verboten sind, wird es für die Frauen eigene Sitzreihen und eine eigene Eingangstür zum Saal des Schura-Rates geben.

Der König ermahnte die weiblichen Ratsmitglieder zudem, „sich gemäss dem islamischen Recht zu verhalten“ und zu den Sitzungen mit vorschriftsmässigem Schleier zu erscheinen.

Unter den 30 weiblichen Schura-Mitgliedern sind zwei Prinzessinnen, die bekannte Krebsforscherin Chaula al-Kuraja und die ehemalige UNO-Untergeneralsekretärin Thuraja Obeid. Vorsitzender des Rates bleibt der Islamgelehrte Scheich Abdullah bin Mohammed Al-Alscheich, ein Sohn des früheren Muftis von Saudi-Arabien.

Der Schura-Rat hatte Frauen seit 2006 mehrfach als Beraterinnen angehört, meist zu Themen, die mit der Familie zu tun hatten. Der Mitgliedstatus wurde ihnen jedoch bislang verweigert.

Weitere Reformen erwünscht

Die Interparlamentarische Union (IPU) in Genf lobte die Entscheidung des Königs. Nun sei auch die Zeit gekommen, um das Parlament insgesamt zu reformieren, damit es zu einer Institution wird, die das gesamte saudische Volk repräsentiert.

In Saudi-Arabien, wo eine puritanische Auslegung des sunnitischen Islam Staatsreligion ist, wird die Hälfte der Mitglieder der Kommunalräte gewählt. Die andere Hälfte wird vom Herrscher ernannt.

Bisher waren Frauen von den Kommunalwahlen, die 2005 zum ersten Mal stattfanden, ausgeschlossen. Bei der nächsten Wahl sollen die Frauen auch wählen und kandidieren dürfen.

Autofahren dürfen die saudischen Frauen allerdings immer noch nicht. So werden sich auch die neuen weiblichen Ratsmitglieder zu den Sitzungen des Schura-Rats von Männern chauffieren lassen müssen.

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