Die SBB investiert im Bahnhof Liestal bis 2025 rund eine halbe Milliarde Franken. Für den Ausbau von drei auf vier Spuren und ein Wendegleis hat das Bundesamt für Verkehr (BAV) inzwischen die Vorprojekte genehmigt. In Planung sind zudem neue Bahnhofs-, Büro- und Verwaltungsbauten.
In Liestal überschneiden sich die Nord-Süd-Bahnlinien via Adlertunnel und Pratteln, und im Bahnhof selbst behindern sich Transit- und haltender Verkehr. Kein Spielraum mehr besteht zudem für einen dichteren S-Bahn-Takt. Die SBB strebt daher schon länger einen Ausbau an. Am Freitag informierte sie zusammen mit Kanton und Stadt über den Planungsstand.
Vorprojekte genehmigt
Am weitesten sind die Pläne für einen Gleisausbau: Das Bundesamt für Verkehr (BAV) hat zwei Vorprojekte genehmigt: eines für den Ausbau der Geleise und Perrons von drei auf vier Spuren und ein anderes für den Bau eines Wendegleises für S-Bahn-Züge mit Endstation Liestal, wie Urs-Martin Koch von SBB Infrastruktur vor Medien und Behördenvertretern sagte.
Der Vierspurausbau und neue Durchfahrtswege durch den Bahnhof sollen die Zugskreuzungskonflikte entschärfen: Gleiskreuzungen könnten dann nicht nur bei der Bahnhofseinfahrt, sondern auch bei der Ausfahrt erfolgen, was mehr Möglichkeiten ergibt, wie die SBB in einer bereits 2012 vorgestellten Studie ermittelt hatten.
Vierspurausbau und Wendegleis sollen laut Koch mehr Pünktlichkeit ermöglichen. Das Wendegleis ist zudem eine Vorleistung für einen späteren Viertelstunden-Takt der Regio-S-Bahn. Um diesen umzusetzen, braucht es allerdings noch mehr Ausbauten zwischen Liestal und dem Bahnhof Basel SBB, wie Koch und die Baselbieter Baudirektorin Sabine Pegoraro sagten.
Strauss von Massnahmen
Der Ausbau in Liestal erfordert laut Koch einen «Strauss von Massnahmen»: vom Abbruch SBB-eigener Häuser über Abbruch und Neubau der zwei Bahnhofs-Personenunterführungen und einer Passerelle bis zu neuen Stützmauern und Strassenanpassungen. Ein neuer 420-Meter-Mittelperron soll gebaut, der Perron am Gleis 1 für das Wendegleis nach Norden verlängert und der Niveauübergang Schwieri geschlossen werden.
Die parallel zu den SBB-Gleisen verlaufenden Anlagen der Waldenburgerbahn (WB) sollen zudem seitlich verschoben und neu erstellt werden. Die WB plant gleichzeitig die Erneuerung ihrer gesamten Infrastruktur. Allerdings ist das Vorhaben noch im Baselbieter Landrat hängig und bisher nicht abgesegnet.
Für den Vierspurausbau wird im Vorprojekt mit Kosten von 340 Millionen Franken gerechnet. 306 Millionen davon sollen dem Kredit «Zukünftige Entwicklung der Bahninfrastruktur» (ZEB) des Bundes, 27 Millionen der Leistungsvereinbarung SBB/Bund und 7 Millionen der Leistungsvereinbarung WB/Bund für den Ersatz von Anlagen entnommen werden.
Die Kosten des Wendegleises werden auf 16 Millionen Franken geschätzt, finanziert aus dem neuen Bahninfrastrukturfonds des Bundes (BIF). Das Plangenehmigungsverfahren für den gesamten Gleisausbau samt Planauflage ist für 2017 bis 2018 vorgesehen. 2019 soll der Bau beginnen, und Ende 2025 sollen die neuen Anlagen in Betrieb gehen.
Ausbau des Bahnhofsareals
Parallel zu den Gleis- und Perronausbauten will die SBB auch das Bahnhofsareal entwickeln. Entsprechend einer Absichtserklärung von 2013 soll dabei ein vom Kanton Baselland genutztes Verwaltungsgebäude entstehen. Zudem sollen ein neues Bahnhofs- und ein Bürogebäude gebaut werden, wie Alexander Muhm von SBB Immobilien sagte.
Diesen Herbst finden dazu Generalplaner-Wettbewerbe statt, deren Ergebnisse nächsten Mai erwartet werden. Das Verwaltungsgebäude mit einer Geschossfläche von 12’500 m2 soll bis 2020 erbaut sein, das Bürogebäude (3700 m2) und der neue Bahnhof (5100 m2) sollen bis 2025 folgen.
Büro- und Bahnhofsgebäude umfassen Dienstleistungs- und Verkaufsflächen, der Bahnhof zudem auch Wohnungen und Flächen für die SBB. Die Investitionen belaufen sich gemäss ersten Schätzungen der SBB auf einen «niedrigen dreistelligen Millionenbetrag».
Liestals Stadtpräsident Lukas Ott sprach von einem «Quantensprung» für die Entwicklung von Liestal. Pegoraro nannte die erhoffte Einführung des Viertelstundentakts einen «Riesenschritt» für die S-Bahn. Der Ausbau soll laut Koch unter Vollbetrieb stattfinden – angesichts der starken Auslastung eine grosse Herausforderung.