Die SBB hat laut Verwaltungsratspräsident Ulrich Gygi zu wenig Geld für den Netzunterhalt. Der jährliche Finanzmehrbedarf betrage 500 bis 700 Millionen Franken, sagte Gygi in einem „Blick“-Interview vom Montag. Er „hofft, dass das neue Parlament das ernst nimmt“.
Auf die Frage, ob ihn das neue Parlament optimistisch stimme in Bezug auf künftige Bahn-Entscheide, sagte Gygi, das sei sehr abhängig von der Zusammensetzung der neuen Verkehrskommissionen. „Sie haben einen grossen Einfluss auf Bahn-Entscheide. Das Urteil mache ich mir nach den ersten Sitzungen mit diesen Kommissionen.“
Der Ausbau des SBB-Netzes sei bis in die 70er-Jahre vernachlässigt worden – es habe kaum mehr Neubauten gegeben, sagte Gygi in dem Interview. „Man hat damals ein Autobahnnetz errichtet. Danach hat man mit Heitersberg-Linie, Flughafenlinien, Bahn 2000 und NEAT aufgeholt. Da hat das Parlament stark auf Neubau gesetzt.“
Rückstand im Netzunterhalt
In den vielen Sparrunden der letzten 25 Jahre habe man auch bei den grossen SBB-Krediten abgebaut. Die Forderungen der SBB für den Unterhalt seien nicht immer zu hundert Prozent erfüllt worden. „Deshalb musste man mit weniger auskommen. Folglich gab es einen gewissen Rückstand.“
Das Verkehrswachstum produziere so viel Unterhaltsbedarf, dass jetzt der Finanzierungsrhythmus erhöht werden müsse, sagte Gygi.
Im September hatte die SBB angekündigt, sie wolle ihre Kosten bis 2017 um über eine halbe Milliarde Franken senken. Sparen will sie bei den Struktur- und Verwaltungskosten und beim Güterverkehr. Das Sparpaket soll der SBB zusammen mit teureren Billetts helfen, neues Rollmaterial zu kaufen und die höheren Trassenpreise zu bewältigen.