SBB und das Bundesamt für Verkehr (BAV) lassen die Pläne für den Bau des Chestenberg-Tunnels bei Lenzburg AG fallen. Stattdessen soll die Kapazität des Bahnverkehr zwischen Zürich und Aarau mit einer direkten Linienführung erhöht werden.
Kernpunkt einer direkten Streckenführung zwischen Zürich-Altstetten und Aarau wäre ein rund 30 Kilometer langer Tunnel zur Querung des Reusstals. Diese Variante schneide betrieblich und wirtschaftlich besser ab, als der Chestenberg-Tunnel, teilten BAV und SBB am Dienstag mit.
In einem nächsten Schritt wird die SBB im Auftrag des BAV die genaue Linienführung, die bauliche Machbarkeit und die Kosten dieser neuen Variante abklären. Die betroffenen Kantone Aargau und Zürich wurden über den Entscheid informiert.
Der Entscheid gegen den Chestenberg-Tunnel ist das Ergebnis einer 2011 beschlossenen nochmaligen Prüfung. Damals beschloss das BAV, dass gestützt auf eine Zweitmeinung der ETH Zürich auch andere Varianten miteinbezogen werden. Die ETH stellte dabei als Alternative eine direkte Neubaustrecke zur Diskussion.
Gegen die Variante mit Chestenberg- und anschliessendem Honeret-Tunnel sprach auch, dass für den Anschluss im Raum Gruemet ein Naturschutzgebiet von nationaler Bedeutung gequert werden müsste. Weiter zeigte sich, dass der Chestenberg-Tunnel den Raum Lenzburg nicht wie erhofft vom Güterverkehr entlasten könnte.
Zeitpunkt der Realisierung noch unbestimmt
Wann die neue SBB-Strecke gebaut und in Betrieb genommen werden kann, steht noch nicht fest. Der Entscheid wird im Rahmen der ordentlichen Planung des Bahninfrastruktur-Ausbaus gefällt. Das Parlament legt jeweils alle vier bis fünf Jahre die nächsten Ausbauschritte fest.
Davor soll die Kapazität auf der Strecke zwischen Aarau und Zürich mit kleineren Massnahmen ausgebaut werden. Zuerst werden eine Verbindungslinie zwischen Birr und Mägenwil sowie eine Erweiterung des Bahnhofs Mägenwil AG realisiert. Diese Ausbauten erlauben die Einführung des Halbstundentakts für die S-Bahn, ohne dass dabei der Güterverkehr verdrängt wird.
Das Projekt, wie es nun vorgeschlagen wird, würde eine dritte Bahnstrecke zwischen Zürich und dem Mittelland schaffen. Bis 1975 lief der Bahnverkehr auf der Ost-West-Achse einzig über die Stammlinie Zürich-Baden-Brugg-Aarau.
Nach der Eröffnung des Heitersbergtunnels verkürzte sich die Fahrzeit zwischen Zürich und Bern – auch dank weiterer Bauwerke wie dem Grauholztunnel bei Bern – um vorerst 20 Minuten.