Luca Sbisa überzeugt in der bisherigen NHL-Saison bei den Vancouver Canucks mit starken Leistungen. Auch neben dem Eis könnte es für ihn nicht besser laufen.
Die Plus-Minus-Bilanz ist eine Statistik, die mit Vorsicht zu geniessen ist. Dass Sbisa bei einer Mannschaft mit einem Torverhältnis von 142:172 eine Plus-8-Bilanz ausweist, sagt allerdings schon etwas aus. Der Verteidiger ist damit die Nummer 1 bei den Canucks. Daniel Sedin, der zweitbeste jener Spieler, die alle 60 Saisonpartien für Vancouver bestritten haben, kommt auf eine Minus-10-Bilanz.
Der kanadische Sportsender TSN bewertete Ende Januar die Leistungen von Sbisa mit sehr gut. Tatsächlich strotzt der Zuger derzeit vor Selbstvertrauen, was ihm auf dem Eis anzusehen ist. Er traut sich viel mehr zu. Inzwischen dürften einige ihre Meinung über Sbisa geändert haben. Der 27-Jährige hatte seit dem Trade 2014 einen schweren Stand bei den so genannten Experten, er wurde in diversen Artikeln so dargestellt, als wäre er eine totale Fehlverpflichtung. Wie kann man einen Spieler wie ihn mit einem Dreijahresvertrag über 10,8 Millionen Dollar ausstatten, fragten sich viele, die ihn lieber heute wie morgen losgeworden wären.
«Fühle mich viel stabiler»
Mittlerweile hat sich Sbisa in der Verteidiger-Hierarchie der Canucks nach oben gearbeitet, seine durchschnittliche Einsatzzeit beträgt 19 Minuten. Die soliden Auftritte sind einerseits auf Änderungen in der Vorbereitung zurückzuführen, arbeitete er doch eishockeyspezifischer und reduzierte sein Körpergewicht auf 95 kg. «Ich fühle mich viel stabiler», so Sbisa.
Anderseits gelangen ihm dank der Hilfe des Mentalcoaches im psychischen Bereich grosse Fortschritte. Konkret macht er sich nicht mehr so viele Gedanken, er glaubt voll und ganz an seine Stärken. Sein Grundsatz lautet: «Wenn du einmal ein grossartiges Spiel zeigen kannst, warum sollte das nicht immer möglich sein.» Es mental an diesen Punkt zu schaffen, war jedoch ein langwieriger Prozess.
Auch neben dem Eis schwebt Sbisa auf Wolke 7. Nachdem er im vergangenen Sommer seine langjährige Freundin Lauren geheiratet hatte, wird er nun erstmals Vater. Der errechnete Geburtstermin ist der 27. Juli. Ob es ein Junge oder ein Mädchen wird, da lassen sich die beiden überraschen. Seinen Eltern teilte er es an Weihnachten mit, in dem er ihnen Tassen mit den Worten «Nonna» und «Nonno» schickte.
Sbisas Mutter Isabella freute sich riesig über die Nachricht. Sie sah ihr zukünftiges Enkelkind bereits auf Video, als sie im Januar in Vancouver weilte. Dabei war sie überhaupt nicht glücklich, als ihr Sohn 2007 mit 17 Jahren nach Nordamerika zog. Zunächst ging sie davon aus, dass es nur für eine Saison bleiben würde. Stattdessen wurde Luca Sbisa 2008 von den Philadelphia Flyers als Nummer 19 gedraftet, in der darauffolgenden Saison kam er bereits zu seinen ersten 39 Einsätzen in der besten Liga der Welt. Mittlerweile fühlt er sich in Nordamerika dermassen wohl, dass er auch nach der Karriere dort leben dürfte. Er besitzt ein frisch renoviertes Haus im kalifornischen Newport Beach.
Bald in Las Vegas?
Den Traum von der NHL hatte er schon früh. Bereits mit vier Jahren ging er in die Hockeyschule. Selbst am Strand nahm er den Schläger mit und benutzte Muscheln als Puck. «Das war peinlich», erinnerte sich die Mutter. Als er einmal am Skateathon des EV Zug von einem NLA-Spieler einen Stock erhielt, nahm er ihn ins Bett mit. Am Morgen wachte er mit Blaumosen auf.
Die Zielstrebigkeit hat sich für Sbisa gelohnt. Es ist aber durchaus möglich, dass er gerade wegen der guten Leistungen schon bald nicht mehr in Vancouver tätig sein wird. Er gilt nämlich als Kandidat für die neue Equipe Las Vegas Golden Knights. Dieses kann von jedem der 30 NHL-Teams einen Akteur auswählen – es gibt allerdings geschützte Spieler. Einem möglichen Wechsel sieht Sbisa gelassen entgegen, jedenfalls erachtet er Las Vegas als nicht unattraktiv. Zunächst einmal möchte er aber mit den Canucks die Playoffs erreichen – ein mehr als schwieriges Unterfangen.