Der Präsident der Bankiervereinigung (SBVg), Herbert Scheidt, sieht ein Risiko, dass Kundendaten an den US-Geheimdienst gelangen könnten. Heikle Datenschutzfragen seien vor dem automatischen Informationsaustausch nächstes Jahr noch ungeklärt, sagte Scheidt.
Die Bankiervereinigung habe bei der OECD intensiv nachgefragt, sagte Herbert Scheidt, Präsident der Bankiervereinigung (SBVg) in einem Interview der «NZZ am Sonntag». Wichtig sei, dass die Daten nur für den vorgesehen Zweck, also die Besteuerung, genutzt werden könnten. Gemeint sind Daten von ausländischen Kunden mit Konten in der Schweiz.
Scheidt bezeichnete es als heikel, dass die von der OECD mit dem Austausch beauftragte Firma Unisys Belgien ihr Mutterhaus in den USA habe und dieses der «Patriot Act» unterstellte sei. «Folglich besteht das Risiko, dass die Daten dem US-Geheimdienst zur Verfügung gestellt werden könnten», sagte Scheidt weiter.
Garantien von der OECD gebe es zwar keine. Aber die Bankiervereinigung habe klare Erwartungen und sei sich der Sensibilität des Themas Datensicherheit sehr bewusst. Falls die Schweiz nachweisen könne, dass die Datensicherheit gebrochen worden sei, könne sie die Lieferung weiterer Daten aussetzen.
Scheidt ist schweizerisch-deutscher Doppelbürger und präsidiert seit September die Bankiervereinigung – ohne Lohn, nur gegen Spesen. «Wir haben in der Schweiz das Milizsystem», sagt er dazu. «Wer sich für die Gemeinschaft einsetzt, tut dies im Wesentlichen ‚pro bono‘. Ich finde das eine gute Tradition, die ich weiterführen möchte», sagt er. Scheidt ist zudem Präsident der Bank Vontobel.