Ausgerechnet der HC Fribourg-Gottéron, das aktuelle Schlusslicht in der NLA, steht vor dem Rückspiel gegen Vitkovice (19.45) in der Champions Hockey League mit einem Bein bereits in den Halbfinals.
Meister SC Bern (18.30 in Prag) und die ZSC Lions (19.00 in Växjö) müssen dagegen heikle Auswärtsaufgaben bewältigen.
Der SC Bern gegen Sparta Prag und die ZSC Lions gegen die Växjö Lakers kamen in den Hinspielen vor einer Woche im eigenen Stadion nicht über ein Unentschieden hinaus. Die neuen skandinavischen Trainer der beiden Schweizer Spitzenteams, der Finne Kari Jalonen (Bern) und der Schwede Hans Wallson (ZSC Lions), räumten dem Eishockey-Europacup für diese Saison hohe Priorität ein. Ein Ausscheiden in den Viertelfinals würde sowohl beim SCB als auch beim ZSC als eine Enttäuschung erachtet.
Ganz anders geht Freiburg an die europäische Aufgabe heran. Seit dem missratenen Saisonstart in der NLA und der Freistellung von Coach Gerd Zenhäusern schon im ersten Monat der Saison weckten die europäischen K.o.-Spiele bei Gottéron jedes Mal von neuem die Hoffnung, den europäischen Schwung mit in die Meisterschaft zu nehmen. Aber zuletzt ging auch das schief: Auf den grandiosen 5:2-Auswärtssieg in Ostrava folgten für Gottéron übers Wochenende klare Niederlagen gegen Zug (2:5/h) und in Ambri (3:6). Nun geht es dem HC Fribourg primär darum, die Saison mit einem europäischen Highlight halbwegs zu retten. In der Meisterschaft fehlen 20 Runden vor Ende der Qualifikation elf Punkte auf die Playoffplätze.
«Wir waren vor einer Woche nicht so viel besser, wie das Resultat glauben lässt», meinte Fribourgs Coach Larry Huras. «Wir müssen auf jeden Fall aufpassen. Man verliert im Hockey schnell einmal mit drei Toren Unterschied. Uns passierte das übers Wochenende gleich zweimal. Wir müssen auf jeden Fall bereit sein und damit rechnen, dass Vitkovice nochmals alles aufs Spiel setzen wird.»
Die Ausgangslage Gottérons ist luxuriös im Vergleich zu den Aufgaben der Meisterschafts-Leader ZSC Lions (1.) und Bern (2.). Beide benötigen einen Auswärtssieg, um die Halbfinals noch zu erreichen, in denen sie aufeinandertreffen würden. Übers Wochenende tankten der ZSC und der SCB mit je zwei Siegen Selbstvertrauen. Die Zuversicht vor den Rückspielen ist immer noch gross.
«Die Bedeutung der Partie ist gross. Es geht um alles oder nichts», meint Edgar Salis, der Sportchef der Lions. Für Salis wie auch für Coach Hans Wallson stellte das Hinspiel im Hallenstadion mit Shutouts für die Goalies (0:0) eine riesige Enttäuschung dar. «Es war ein Spiel ohne Emotionen und Tempo – wie Schachspiel auf Eis. Dabei hätten wir doch Werbung für europäisches Spitzeneishockey betreiben wollen. Ich bin gespannt, ob das Rückspiel ähnlich verläuft.» Zumindest Salis rechnet damit, dass die Schweden auch vor eigenem Publikum nicht viel offensiver agieren werden. Salis: «Die Schweden waren in den letzten Jahren sowohl im Europacup wie mit der Nationalmannschaft mit defensiven Systemen extrem erfolgreich. Ich denke, die Spieler sind taktisch besser geschult als die Schweizer und wohl auch disziplinierter. Aber wir haben den Anspruch, auswärts auch bei einem schwedischen Spitzenteam gewinnen zu können.»
Ähnlich tönt es auch aus Bern. Der SC Bern flog am Montag vom Belpmoos nach Prag. Die Stadtberner bestreiten in der tschechischen Metropole das dritte Spiel in vier Tagen. Im Gegensatz zum Hinspiel der ZSC Lions wurde bei Bern gegen Sparta Prag (1:1) schon im ersten Spiel viel geboten. Die Partie verlief spektakulär, «und wir hätten gewinnen müssen», so Berns Coach Kari Jalonen, «aber im ersten Abschnitt verpassten wir es, Kapital aus unseren Möglichkeiten zu schlagen.»
Für Bern spricht, dass der Schweizer Meister weder in der Vorrunde noch in den ersten zwei K.o.-Runden ein Europacupspiel verloren hat. Drei Remis stehen sechs Siege gegenüber. Sparta Prag hingegen agierte bislang auswärts viel effektiver als in der riesigen heimischen Arena. Auswärts verlor Sparta Prag in fünf Spielen noch nie; zu Hause resultierten hingegen in vier Partien drei Niederlagen. Auch Sparta Prag gewann übers Wochenende zwei Meisterschaftsspiele. Beide Equipen befinden sich in Hochform. Dem tschechischen Internationalen Lukas Pech behagt die Aussenseiterrolle: «Wie eliminierten bislang je ein finnisches und schwedischen Spitzenteam. Nun möchten wir es natürlich auch dem Schweizer Meister zeigen. Wir haben eine gute Chance, die Halbfinals zu erreichen.»
Keine Rolle spielen im Eishockey-Europacup die Auswärtstore. Wenn es nach Toren nach Hin- und Rückspiel unentschieden steht, wird die Partie verlängert und der Sieger allenfalls anschliessend in einem Penaltyschiessen ermittelt.