Heute beginnt mit der Partie ZSC Lions – Ambri-Piotta die neue NLA-Saison. Die Topfavoriten auf den Titelgewinn sind Schweizer Meister Bern, die ZSC Lions und Lugano.
Seit dem Titelgewinn des EV Zug im Jahr 1998 haben der grösseren Ausgeglichenheit in der NLA zum Trotz nur noch vier Vereine die Meistertrophäe in die Höhe gestemmt. Es sind dies der HC Davos (sechsmal), die ZSC Lions (fünfmal), der SC Bern (viermal) und der HC Lugano (dreimal). Die Chancen sind gross, dass auch im kommenden Frühjahr einer aus diesem Quartett jubeln wird.
Jedenfalls verfügen Titelverteidiger Bern, die ZSC Lions und Lugano über die auf dem Papier stärksten Teams. Die Berner spielten in diesem Frühjahr nach einer völlig missratenen Qualifikation (8.) nahezu perfekte Playoffs, verloren gegen den ZSC (4:0), Davos (4:1) und Lugano (4:1) nur zwei Partien. Nun präsentiert sich das Kader noch stärker. Vor allem auf der Torhüterposition ist der SCB mit der Verpflichtung von Leonardo Genoni (Davos) so gut besetzt wie kein anderes NLA-Team. In der vergangenen Saison musste wegen des Ausfalls des inzwischen zurückgetretenen Marco Bührer eine Ausländerlizenz an den tschechischen Keeper Jakub Stepanek vergeben werden.
Vorerst können die Berner aber nur auf drei ausländische Feldspieler zählen. Der Kanadier Kris Versteeg, der mit den Chicago Blackhawks 2010 und 2015 den Stanley Cup gewonnen hat, bestand den medizinischen Test nicht und tritt deshalb den Vertrag nicht an. Von den Ausländern aus dem Meisterteam ist einzig der Kanadier Andrew Ebbett geblieben; vor allem den Topskorer Cory Conacher, der bei den Tampa Bay Lightning einen neuen Anlauf in der NHL nimmt, hätte der SCB gerne gehalten. Neu geholt wurden der in der Schweiz bekannte kanadische Verteidiger Maxim Noreau (San Antonio Rampage/AHL) sowie der amerikanische Stürmer Mark Arcobello (Toronto Maple Leafs).
Trainer Lars Leuenberger musste trotz des Titelgewinns gehen, da die Berner zuvor schon mit Kari Jalonen einig gewesen waren. Der 56-jährige Finne verfügt über ein hervorragendes Renommee. Er gewann in seiner Heimat mit Kärpät Oulu (2005, 2007, 2008) und IFK Helsinki (2011) nicht nur vier Meistertitel als Headcoach, sondern schaffte es auch, zwei Titel in Serie zu gewinnen. Als Assistent von Hannu Jortikka, der in der Saison 1993/94 als Headcoach beim SCB tätig gewesen war, wurde Jalonen mit TPS Turku (1999, 2000, 2001) gar dreimal hintereinander Meister. Insofern weiss der neue SCB-Trainer aus eigener Erfahrung, wo er die Hebel für eine erfolgreiche Titelverteidigung ansetzen muss. In der Schweiz liegt eine solche schon 15 Jahre zurück (ZSC). Zuletzt führte Jalonen Finnland zu WM-Silber.
ZSC: Wiedergutmachung mit Top-Offensive
Die ZSC Lions sind nach dem klaren Ausscheiden im Playoff-Viertelfinal im letzten März auf Wiedergutmachung aus. Dass diese gelingt, dafür haben die Verantwortlichen alles gemacht. Ein Blick in die Mannschaftsliste lässt den Eishockey-Fan mit der Zunge schnalzen. Von den zehn Schweizer Stürmern in der Kaderliste habe alle schon für die hiesige Nationalmannschaft gespielt, die Hälfte von ihnen nahm auch schon an Weltmeisterschaften teil. Dazu kommen der letztjährige Lions-Topskorer Robert Nilsson aus Schweden und der lettische Rückkehrer Ronalds Kenins (Vancouver Canucks), die das Ausländerkontingent nicht belasten.
Der Abgang von Supertalent Auston Matthews (Toronto Maple Leafs) wurde mit dem norwegischen Punktegaranten Patrick Thoresen und dem schwedischen Internationalen Mattias Sjögren gut kompensiert. Sjögren ist zwar kein begnadeter Torschütze, als kräftiger Center bringt er jedoch Tugenden mit, die dem ZSC in den Playoffs der letzten Saison gefehlt haben. Die ausgezeichnete Besetzung im Angriff könnte allerdings Konfliktpotenzial mit sich bringen, sollten alle gesund bleiben.
Die Verteidigung dürfte mit den Neuzugängen Samuel Guerra (Davos) und Christian Marti (Lehigh Valley Phantoms/AHL) nicht schwächer geworden sein. Das heisst etwas, kassierten doch die Lions in den letzten drei Qualifikationen jeweils am wenigsten Gegentore. Einzig hinter der Torhüterposition steht ein Fragezeichen. Die Klasse von Lukas Flüeler ist zwar unbestritten, bleibt er aber verletzungsfrei? In der vergangenen Saison hütete er nur während zehn Partien das ZSC-Tor.
Wie Bern zählen auch die Lions auf einen neuen Trainer. Der Schwede Hans Wallson ersetzte den nach Nordamerika zurückgekehrten Marc Crawford. Assistiert wird der 49-Jährige von Lars Johansson, der zuletzt bei Skelleftea als General Manager der Chef von Wallson war, jedoch zurück an die Bande wollte. Das Duo bringt sehr viel Know-how mit. Skelleftea gilt in Sachen Ausbildung und Weiterentwicklung von Spielern als Vorzeigeverein. Johansson war dort seit 2008 General Manager, Wallson wurde im Februar 2013 vom Juniorentrainer zum Headcoach befördert. Skelleftea stand in der Elitserien in den letzten sechs Saisons stets im Final und triumphierte 2013 sowie 2014.
Lugano war seit dem Gewinn des Meistertitel 2006 bis zur vergangenen Saison nie mehr über die Viertelfinals hinausgekommen. Doug Shedden gelang es nun endlich, das schlummernde Potenzial zu wecken. Er führte die Bianconeri vom letzten Tabellenplatz in den Final. Nun soll der nächste Schritt folgen, an Talent mangelt es jedenfalls nicht. Die Offensive wurde mit den Routiniers Dario Bürgler (Zug) und Ryan Gardner (Fribourg-Gottéron) verstärkt, der Schwede Patrik Zackrisson (Skelleftea) ersetzt Landsmann Fredrik Pettersson (Nischni Nowgorod). Damit sind die Tessiner vorne breiter besetzt, was es Shedden ermöglicht, die Schlüsselspieler mehr zu entlasten. Der Titel wäre auch für den Kanadier eine besondere Genugtuung, da er noch nie Meister wurde.
HCD: Neues Goalie-Duo
Beim HC Davos nimmt Erfolgstrainer Arno Del Curto seine 21. Saison mit den Bündnern in Angriff. Der 60-Jährige stapelt einmal mehr tief, dennoch ist mit dem HCD zu rechnen. Keiner in der Schweiz versteht es dermassen gut, das Maximum aus seinen Spielern herauszuholen. Dass Del Curto selbst grösste Herausforderungen zu meistern vermag, bewies er in der vorletzten Saison, als er die Mannschaft trotz eines Umbruchs zum Titel führte.
Eine grosse Unsicherheit gibt es allerdings beim HCD, und zwar bei den Torhütern. Als Ersatz für Genoni holten die Davoser den erst 19-jährigen Joren van Pottelberghe. Dieser bildet zusammen mit dem bloss ein Jahr älteren Gilles Senn das Goalie-Duo. Ist die mangelnde Erfahrung auf der wichtigsten Position insbesondere in den Playoffs nicht ein zu grosses Handicap? Das ist die grosse Frage. Fakt ist aber, dass Torhütertrainer Marcel Kull ein Meister seines Faches ist. Zudem ging der HCD das gleiche Wagnis schon in der Saison 2007/08 ein, als er nach dem Abgang von Jonas Hiller auf die damals 20-jährigen Genoni und Reto Berra zählte. Der Poker ging auf, warum sollte es diesmal also anders sein?
Genève-Servette, Zug und Fribourg-Gottéron sollten in der am Mittwoch beginnenden NLA-Saison zumindest die Playoffs erreichen; ganz nach vorne dürfte es dem Trio aber kaum reichen. Allerdings hat «Mister Servette» Chris McSorley bei den Ausländern mit den Engagements von Mike Santorelli (Anaheim Ducks) und Nick Spaling (San Jose Sharks) einmal mehr vorzügliche Arbeit geleistet.
Letzterer spielte Ende Mai/Anfang Juni noch im Stanley-Cup-Final. Zudem fand McSorley mit dem 21-jährigen Verteidiger Will Petschenig einen weiteren Eishockey-Schweizer aus Kanada (total sind es fünf). Die Defensive dürfte allerdings zu wenig gut sein für den ersten Meistertitel von Servette. Dies umso mehr, als der charismatische Captain Goran Bezina in die KHL z Genève-Servette, Zug und Fribourg-Gottéron sollten in der am Mittwoch beginnenden NLA-Saison zumindest die Playoffs erreichen; ganz nach vorne dürfte es dem Trio aber kaum reichen. Allerdings hat «Mister Servette» Chris McSorley bei den Ausländern mit den Engagements von Mike Santorelli (Anaheim Ducks) und Nick Spaling (San Jose Sharks) einmal mehr vorzügliche Arbeit geleistet.
Letzterer spielte Ende Mai/Anfang Juni noch im Stanley-Cup-Final. Zudem fand McSorley mit dem 21-jährigen Verteidiger Will Petschenig einen weiteren Eishockey-Schweizer aus Kanada (total sind es fünf). Die Defensive dürfte allerdings zu wenig gut sein für den ersten Meistertitel von Servette. Dies umso mehr, als der charismatische Captain Goran Bezina in die KHL zu Medvescak Zagreb wechselte.
NHL-Rückkehrer in Zug und Biel
In Zug ruhen die Hoffnungen in erster Linie auf dem aus der NHL zurückgekehrten Verteidiger Raphael Diaz, der eine enorme Verantwortung auf seinen Schultern trägt. Auch wegen diesem Transfer setzt der EVZ erstmals auf vier ausländische Stürmer. Die zuletzt fehlende Wasserverdrängung sollen Timo Helbling (1,90 m/100 kg) und der Schwede Carl Klingberg (1,90 m/98 kg) wettmachen. Es muss sich jedoch zeigen, wie stark die fehlende Genialität des zurückgetretenen Liga-Topskorers Pierre-Marc Bouchard schmerzen wird.
Fribourg-Gottéron hat sich mit dem Tschechen Roman Cervenka die Dienste eines der besten Stürmer ausserhalb der NHL gesichert. Davon zeugt auch das Aufgebot für den World Cup in Toronto. Der Schwede Matias Ritola verspricht ebenfalls einiges, und die Verteidigung ist deutlich breiter besetzt. Insofern ist Gottéron einiges zuzutrauen.
Beim EHC Kloten steht unter dem neuen Besitzer Hans-Ulrich Lehmann die Rückkehr zur Bescheidenheit über allem. Deshalb starten die Zürcher Unterländer mit nur drei Ausländern in die Saison. Zuzutrauen sind den Klotenern die Playoffs, aber dafür muss alles zusammenpassen. Das gilt auch für Ambri-Piotta.
Bei Lausanne muss sich zeigen, wie sich der Trainerwechsel von Heinz Ehlers zu Dan Ratushny auswirken wird. Mit dem Defensivkonzept von Ehlers erreichte der LHC seit dem Aufstieg im Jahr 2013 zweimal die Playoffs; in der abgelaufenen Saison wurden diese nur hauchdünn verpasst. Ratushny dürfte nun offensiver spielen lassen, doch reicht dafür die Qualität? Bei Biel wird vieles von NHL-Rückkehrer Jonas Hiller abhängen. Kann er mit seinen Paraden dafür sorgen, dass es nicht schon bald wieder Diskussionen um Trainer Kevin Schläpfer gibt? Die SCL Tigers stellen auf dem Papier das schwächste Kader. Für die Emmentaler dürfte es vor allem um den Ligaerhalt gehen.u Medvescak Zagreb wechselte.
In Zug ruhen die Hoffnungen in erster Linie auf dem aus der NHL zurückgekehrten Verteidiger Raphael Diaz, der eine enorme Verantwortung auf seinen Schultern trägt. Auch wegen diesem Transfer setzt der EVZ erstmals auf vier ausländische Stürmer. Die zuletzt fehlende Wasserverdrängung sollen Timo Helbling (1,90 m/100 kg) und der Schwede Carl Klingberg (1,90 m/98 kg) wettmachen. Es muss sich jedoch zeigen, wie stark die fehlende Genialität des zurückgetretenen Liga-Topskorers Pierre-Marc Bouchard schmerzen wird.
Fribourg-Gottéron hat sich mit dem Tschechen Roman Cervenka die Dienste eines der besten Stürmer ausserhalb der NHL gesichert. Davon zeugt auch das Aufgebot für den World Cup in Toronto. Der Schwede Matias Ritola verspricht ebenfalls einiges, und die Verteidigung ist deutlich breiter besetzt. Insofern ist Gottéron einiges zuzutrauen.
Beim EHC Kloten steht unter dem neuen Besitzer Hans-Ulrich Lehmann die Rückkehr zur Bescheidenheit über allem. Deshalb starten die Zürcher Unterländer mit nur drei Ausländern in die Saison. Zuzutrauen sind den Klotenern die Playoffs, aber dafür muss alles zusammenpassen. Das gilt auch für Ambri-Piotta.
Bei Lausanne muss sich zeigen, wie sich der Trainerwechsel von Heinz Ehlers zu Dan Ratushny auswirken wird. Mit dem Defensivkonzept von Ehlers erreichte der LHC seit dem Aufstieg im Jahr 2013 zweimal die Playoffs; in der abgelaufenen Saison wurden diese nur hauchdünn verpasst. Ratushny dürfte nun offensiver spielen lassen, doch reicht dafür die Qualität? Bei Biel wird vieles von NHL-Rückkehrer Jonas Hiller abhängen. Kann er mit seinen Paraden dafür sorgen, dass es nicht schon bald wieder Diskussionen um Trainer Kevin Schläpfer gibt? Die SCL Tigers stellen auf dem Papier das schwächste Kader. Für die Emmentaler dürfte es vor allem um den Ligaerhalt gehen.