Schabziger-Brötli und Selfies: Der Bundesrat hat am Mittwoch ausnahmsweise nicht im Bundeshaus getagt, sondern in Glarus. Danach mischte er sich bei einem Apéro auf dem Rathausplatz unters Volk.
Am Schabziger kamen die Regierungsmitglieder an diesem Apéro nicht vorbei. Die streng riechende Glarner Käsespezialität war auf fast jedes Stück Brot geschmiert, das an diesem Apéro gereicht wurde – so dass der Rathausplatz bald in eine rezente Duftwolke gehüllt war.
Auch ohne Selfies ging es an diesem Mittwoch nicht. Viele nutzten die Gelegenheit, mit einem der sieben Bundesräte ein Foto zu schiessen. «Wir machen da gerne mit», sagte Bundespräsident Johann Schneider-Ammann (FDP). Er habe sich daran gewöhnt, dass heute fast nur noch Selfies und kaum mehr Autogramme gefragt seien.
Schneider-Ammann freute sich ausserdem darüber, dass er im Glarnerland mal nicht verregnet wurde. Sein letzter Besuch im Zigerschlitz sei anlässlich der Landsgemeinde im Mai gewesen. Damals sei es witterungsmässig problematisch gewesen, regnerisch und kalt.
Neue Industrie für das Glarnerland
Den Kanton Glarus kennt und schätzt Schneider-Ammann vor allem aus seinen Bergsteigerzeiten. «Heute muss ich mir Glärnisch und Tödi leider von unten ansehen.»
Das Glarnerland liegt dem ehemaligen Unternehmer aber auch aus anderen Gründen am Herzen. Glarus war der erste und am stärksten industrialisierte Kanton. Heute liegt ein grosser Teil dieser Infrastruktur brach, die Textilfabriken sind weg.
«Der Bundesrat würde dem Kanton Glarus gerne eine zweite industrielle Revolution bringen», sagte Schneider-Ammann. Es sei denkbar, neu aufkommende Industrien hier anzusiedeln. Weil diese Geschäftszweige wohl digital sein werden, könnte aus dem Glarnerland also dereinst ein kleines Silicon Valley entstehen. «Wir sind in engem Kontakt mit der Glarner Regierung.»
Mittagessen mit der Glarner Regierung
Gepflegt wurde dieser Kontakt dann gleich bei einem gemeinsamen Mittagessen nach der ordentlichen Sitzung und dem Apéro mit der Bevölkerung. Es war bereits das elfte Mal, dass der Bundesrat «extra muros», also ausserhalb der Bundeshausmauern tagte.
Die Landesregierung begann 2010 damit, Sitzungen in allen Landesteilen durchzuführen. Der Bundesrat möchte damit seine Verbundenheit zu den Regionen ausdrücken und mit der Bevölkerung ins Gespräch kommen.
Dass die gesamte Regierung ausserhalb des Bundeshauses tagen kann, ist für den Bundespräsidenten nicht selbstverständlich. «Schon im nahen Ausland wäre so etwas nicht möglich», sagte Schneider-Ammann. Die Schweiz sei immer noch privilegiert, was Sicherheitsfragen betreffe. «Dieses Privileg müssen wir unbedingt pflegen.»