Drei Tage nach der verpassten Titelverteidigung mit BMC im Teamzeitfahren startet Stefan Küng am Mittwoch in Doha im WM-Einzelzeitfahren. Der Thurgauer strebt eine Top-10-Platzierung an.
Rund dreieinhalb Monate nach seinem schweren Sturz an den Schweizer Meisterschaften im Wallis, wo er sich einen Becken- und Schlüsselbeinbruch zugezogen hat, sagt Stefan Küng, dass er sich beim Fahren auf dem Rennrad wieder zu 100 Prozent fit fühle. «Ich verspüre absolut keine Schmerzen mehr.» Allerdings gebe es auch Situationen wie jene nach dem Teamzeitfahren, in denen er sich bewusst werde, dass «meine Muskulatur noch nicht wieder auf dem gleichen Stand wie vor der Verletzung ist».
Vor einem Monat an den EM in Plumelec hatte der 22-jährige Thurgauer sein Comeback gegeben. Damals verlor er als 16. im Zeitfahren über 45 km rund zwei Minuten auf Sieger Jonathan Castroviejo aus Spanien. Seither sei sein «Formstand aber von Woche zu Woche besser geworden. Ich fühle mich wirklich gut und parat.»
Das Männer-Zeitfahren in Katar findet auf der gleichen Strecke wie jenes der UCI-Teams am Sonntag statt. «Wir haben den Parcours mehrmals angeschaut. Ich kenne ihn auswendig. Es handelt sich um eine schnelle und flache Strecke, was für mich gut ist», so Küngs Einschätzung. Schwierig werde es aber mit der grossen Hitze. Beim Teamzeitfahren merkte Küng «nach 20, 25 Minuten, dass die Körpertemperatur steigt. Gegen Ende der 40 Kilometer wurde es immer härter.»
Der Thurgauer steht in seiner zweiten Profi-Saison. Im Vorjahr in Richmond (USA) reichte es ihm – ebenfalls nach einer längeren Verletzungspause zu Saisonmitte – in der WM-Prüfung gegen die Uhr zum 19. Platz. Auf Überraschungssieger Wassili Kirjenka büsste er auf den 53,5 km 2:17 Minuten ein.
Den routinierten Weissrussen gilt es wohl auch heuer zu beachten. Doch zu den Topfavoriten zählt Küng andere Fahrer. Als ersten erwähnt er Rohan Dennis. Der Australier ist bei BMC sein Teamkollege. Danach nennt der Thurgauer auch Tom Dumoulin, Tony Martin und Castroviejo. Der Niederländer Dumoulin belegte an den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro hinter Fabian Cancellara Platz 2. Der Deutsche Martin ist bereits dreifacher Zeitfahr-Weltmeister und könnte mit einem weiteren Sieg mit Cancellara gleichziehen.
Hinter diesem Quartett gibt es gemäss Küng eine grössere Gruppe, in der viele Fahrer nahe beieinander liegen. Er selber zähle sich auch zu diesen, so der BMC-Profi. „Wenn es mir optimal läuft, reicht es wohl für die ersten zehn. Oder vielleicht sogar noch einige Positionen weiter nach vorne.
Als zweiter Schweizer startet am Mittwoch Reto Hollenstein. Der 31-jährige Thurgauer, der nächste Saison für das Team Katjuscha fahren wird, ist ein tempofester Roller, der aber kaum für eine Spitzenplatzierung infrage kommen wird.