Das islamische Recht der Scharia wird in der neuen tunesischen Verfassung nicht verankert. Das teilte die regierende islamische Ennahda-Partei am Montag mit.
Die Entscheidung habe zum Ziel, „den nationalen Konsens zu stärken und den Erfolg des demokratischen Übergangs zu unterstützen“, sagte der Parteivorsitzende Siad Dulatli der Nachrichtenagentur AP. So werde der erste Artikel der gleiche wie bei der Fassung von 1959 sein und nicht, wie von vielen Konservativen gefordert, die Scharia zur Grundlage haben.
Der Schritt dürfte auch einen Bruch zwischen der als moderat geltenden Ennahda und der ultrakonservativen Minderheit der Salafisten markieren, die in jüngster Zeit immer selbstbewusster auftritt. Tunesien galt unter der autoritären Herrschaft des inzwischen gestürzten Präsidenten Zine El Abidine Ben Ali als eines der säkularsten Länder der arabischen Welt.
Seit dem Sturz Ben Alis infolge von Massenprotesten im vergangenen Jahr haben jedoch islamistische Kräfte in dem nordafrikanischen Land Auftrieb erhalten.
Tausende konservative Tunesier hatten am Sonntag mit einem Protestmarsch durch Tunis für eine Einführung der Scharia demonstriert. Die Aktion war eine Reaktion auf eine Kundgebung vom Dienstag. Bei dieser hatten liberale Teilnehmer einen von Religion unbeeinflussten Zivilstaat gefordert.