Schau mir in die Augen, Malaka

Athen ist viel mehr als nur Antike. Vor allem ist die griechische Hauptstadt mehr als die politischen Schreckensgeschichten zur Euro- und Bankenkrise ahnen lassen, nämlich nach wie vor eine pulsierende, lebhafte Metropole. Ein kurzer Reiseführer.

Immer noch Touristenmagnet Nummer 1: Die Akropolis.

Athen ist viel mehr als nur Antike. Vor allem ist die griechische Hauptstadt mehr als die politischen Schreckensgeschichten zur Euro- und Bankenkrise ahnen lassen, nämlich nach wie vor eine pulsierende, lebhafte Metropole. Ein kurzer Reiseführer.

Im globalisierten Zeitalter sind die Einheimischen und ihre kulturellen Gepflogenheiten eigentlich das Spannendste eines Landes. Wer nun mit den Griechen und Griechinnen in Kontakt treten will, sollte jedoch gewappnet sein, denn es gilt eine andere Gestik. 

Das Wichtigste vorweg: Kopfschütteln bedeutet Zustimmung und Nicken heisst Ablehnung. Die weiteren Kniffligkeiten griechischer Interaktion sind glücklicherweise in diesem informativen Video erklärt: 

 

Ein wichtiger Aspekt fehlt jedoch im Lehrfilm: Während eines Gesprächs den Blickkontakt zu brechen, gilt als unhöflich. Es mag den gemeinen Nordeuropäer erst ein wenig irritieren, dass alle Kellner ihm eindringlich in die Augen starren. Nach dem ersten Schreck stellt man jedoch schnell fest, dass das Ganze zwischenmenschlich irgendwie doch entwaffnend und schön ist.

Tolle Cafés gibt es fast überall in Athen. Namentlich erwähnt sei dennoch das «Tailor Made» auf dem gemütlichen Agias-Irinis-Platz. Dort gibt es eine aromatische Auswahl an speziellen Kaffeesorten, die auf so verschiedene Arten und Weisen zubereitet werden, dass selbst die Barista-Kultur Italiens verblasst.

Die Pflichtsehenswürdigkeiten Athens sind schnell genannt, doch nicht minder eindrücklich. Die zweieinhalbtausend Jahre alte Akropolis galt als Sitz der griechischen Götter. Ein wenig an ihrer Mystik verliert sie dadurch, dass sie sich wegen fehlenden Staatsfonds in Dauerrenovation befindet. Sie ist dennoch sehr ansehnlich. Um sie herum liegen etliche weitere Ruinen wie die Agora und entsprechende Museen.

Athen hat aber auch im Bereich der zeitgenössischen Kunst was zu bieten – jetzt schon und nicht erst, wenn 2017 die documenta mit ihren Ablegern herkommt. Um aktuelle künstlerische Zwischennutzungsprojekte zu erleben, sei das Kerameikos-Quartier empfohlen. Für Speis, Trank und Clubbing begibt man sich am besten ins Psiri- oder Gazi-Quartier. Ein persönlicher Favorit: der «Six Dogs»-Club.

Die Wiege der Demokratie 2015

«Alle, die zwanzig Euro in der Tasche haben: Macht Lärm!», ruft B. Dolan ins Mikrofon. Die Menge bleibt verhalten, ehe er noch lauter zu seiner Pointe übergeht: «Und nun alle, die pleite sind: Macht verdammt nochmal Lärm!» Woraufhin der US-Rapper über die Ausbeutung im Kapitalismus zu rappen beginnt, während Einzelne der rund 3000 Zuschauer Pyros zünden.

Wir befinden uns auf dem Campus der Nationalen Technischen Universität Athens, der unter den Einheimischen als Polytechneio bekannt ist. Das Gelände mit seinen Graffiti-verzierten Wänden gleicht dabei eher der Reitschule Bern als der ETH Zürich. Das Erscheinungsbild und der Umstand, dass die Antifa Athens ausgerechnet hier regelmässig kulturelle Events abhält, ist kein Zufall.

Schliesslich war es auf diesem Campus, auf dem 1973 der studentische Aufstand gegen das Militärregime und dessen blutige Niederschlagung stattfand. So lohnt sich ein Blick ins Polytechneio wenigstens wegen dem Haupt einer geköpften Statue, das – als Mahnmal dieser Ereignisse – immer noch an derselben Stelle liegt wie 1973.

Pyros auf dem Campus der Polytechneio.

Pyros auf dem Campus der Polytechneio.

Gleich daneben liegt das Exarchia-Quartier, welches inzwischen auch als «Kreuzberg Athens» bezeichnet wird. Ganz so weit ist hier die urbane Entwicklung jedoch noch nicht fortgeschritten. Familien sollten es sich entsprechend eher zwei Mal überlegen, ehe sie in diesem Quartier essen gehen, für das sich die Polizei nicht interessiert. Wen kiffende Quartierbewohnern und leicht suspekte Pitbull-Halter irritieren, dem sei da doch eher die Akropolis empfohlen.

Wer bei seiner Reise übrigens eine Unterkunft braucht, sucht diese am besten über AirBnB. Die in Athen aufgeführten Wohnungen sind allesamt ziemlich schön und erschwinglich. Ein Tipp der Einheimischen lautet dabei, nicht zu nahe am Zentrum zu wohnen, weil ausserhalb die nächtliche Kleinkriminalität weniger ausgeprägt ist.

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