Schawinski-Sendung mit Thiel nicht immer sachgerecht

Das Gespräch zwischen Roger Schawinski und Andreas Thiel in der SRF-Talksendung «Schawinski» von Mitte Dezember ist nach Ansicht von SRG-Ombudsmann Achille Casanova vollkommen missraten. Das Sachgerechtigkeitsgebot sei gleich mehrfach verletzt worden.

Roger Schawinski im Aufnahmestudio der nach ihm benannten Sendung (Bild: sda)

Das Gespräch zwischen Roger Schawinski und Andreas Thiel in der SRF-Talksendung «Schawinski» von Mitte Dezember ist nach Ansicht von SRG-Ombudsmann Achille Casanova vollkommen missraten. Das Sachgerechtigkeitsgebot sei gleich mehrfach verletzt worden.

Anlass für die knapp halbstündige Diskussion war ein Artikel Thiels in der «Weltwoche». Darin brandmarkte der Satiriker den Koran als einen «Aufruf zur Gewalt, eine Anleitung für Krieg und Unterdrückung».

In der SRF-Talksendung «Schawinski» war die Stimmung von Beginn weg gehässig und blieb dies bis zum Schluss. Schawinski und sein Gast provozierten sich gegenseitig und beleidigten sich. Eine sachliche Diskussion über den Artikel war nicht möglich.

Meinungsbildung nicht möglich

Das Sachgerechtigkeitsgebot ist nach Ansicht des SRG-Ombudsmannes in dieser Sendung gleich mehrfach verletzt worden, wie die SRG am Dienstag auf ihrer Internetseite mitteilte. Eine echte Diskussion über Thiels Korankritik sei nicht zustande gekommen, schreibt Casanova in seinen Antworten.

Entweder habe Schawinski seinen Gast immer wieder beleidigt und unterbrochen oder Thiel habe die gestellten Fragen konsequent verweigert und sein Gegenüber mit Gegenfragen provoziert. Das Publikum habe sich so über das eigentlich zur Diskussion stehende Thema Koran keine eigene Meinung bilden können.

Zudem beanstandet Casanova, Schawinski habe ein Zitat Thiels in der «Berner Zeitung» aus dem Zusammenhang gerissen. Dadurch sei beim Publikum der falsche Eindruck entstanden, Thiel würde die Muslime an sich als «zwischen Neandertaler und Homo sapiens stecken geblieben» beleidigen.

Dabei habe sich das Zitat «nicht auf das Wesen der Muslime generell» bezogen, sondern lediglich «auf ihre Art, unseren Humor zu verstehen». Dass Schawinski dies nicht präzisiert habe, sei eine «gravierende Fehlleistung» gewesen, schreibt Casanova.

Auf die Forderung nach einer Absetzung Schawinskis könne die Ombudsstelle nicht eintreten. Zum einen fehlten dazu die Befugnisse, vor allem aber sei die Ombudsstelle gewillt und verpflichtet, die Freiheit der Medien zu respektieren.

Flut an Reklamationen

Die Sendung vom 15. Dezember warf hohe Wellen und bescherte Casanova viel Arbeit: Beim SRG-Ombudsmann gingen 185 Reklamationen ein. Dies sei ein «einmaliger Rekord».

20 Beanstandungen wiesen allerdings keinen Absender auf, und eine Person forderte eine Untersuchung gegen die obersten Verantwortlichen von SRF. Damit hatte Casanova insgesamt 164 Reklamationen formell zu behandeln.

Rund 90 Prozent der Beschwerdeführer richteten sich gegen den Gesprächsleiter Schawinski. Seine Art der Gesprächsführung sei mangelhaft gewesen, provozierend oder respektlos. Zwei Drittel verlangten ausdrücklich die Absetzung Schawinskis oder der nach ihm benannten Sendung.

Lediglich in 16 Eingaben wurde Gesprächsgast Thiel kritisiert. Er habe seinen Gast unnötig provoziert, auch sei seine Gegenfrage zur Religion von Schawinski als problematisch, «wenn nicht gar nahe am Antisemitismus» bezeichnet worden. Zudem habe sich der Satiriker geweigert, über die pauschale Verunglimpfung von Muslimen zu diskutieren.

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