Scheidung zwischen Vontobel und Raiffeisen nach Notenstein-Zwist

Die Raiffeisen-Genossenschaft und die Zürcher Privatbank Vontobel gehen künftig getrennte Wege. Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz lässt den Kooperationsvertrag 2017 auslaufen. Raiffeisen will das Wertschriftengeschäft mit einer eigenen Informatikfirma abwickeln.

Pierin Vincenz kappt die Verbindung mit Vontobel (Archivbild) (Bild: sda)

Die Raiffeisen-Genossenschaft und die Zürcher Privatbank Vontobel gehen künftig getrennte Wege. Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz lässt den Kooperationsvertrag 2017 auslaufen. Raiffeisen will das Wertschriftengeschäft mit einer eigenen Informatikfirma abwickeln.

Raiffeisen kündigte heute an, mit dem Bankensoftware-Hersteller Avaloq eine eigene Technologietochter zu gründen. Vontobel ist seit 2004 für die Anlageprodukte und die Wertschriftenabwicklung und -verwaltung von Raiffeisen verantwortlich.

Die Scheidung hat sich schon seit einiger Zeit angebahnt: Mit der Übernahme des ausseramerikanischen Geschäfts der St. Galler Privatbank Wegelin, die jetzt als Bank Notenstein firmiert, holte sich Vincenz Anfang 2012 eine Nebenbuhlerin ins Haus.

Seitdem hing der Haussegen zwischen den Bankzentralen in Zürich und St. Gallen schief. Die Zwistigkeiten führten im November 2012 vor ein Schiedsgericht, denn die Behandlung der neuen Raiffeisen-Tochter Notenstein unter dem Kooperationsvertrag sorgte für unterschiedliche Auffassungen.

Austritt aus Verwaltungsrat

Für Vontobel betrifft die Zusammenarbeit auch Notenstein, für Raiffeisen nicht. Vor dem Hintergrund dieses Streits komme die Auflösung der Kooperation nicht überraschend, schrieb die Zürcher Kantonalbank (ZKB) in einem Kommentar.

Die Kündigung des Vertrages erfolge unabhängig vom Ausgang des laufenden Schiedsgerichtsverfahrens, hielt indessen Raiffeisen am Freitag fest. Ein Urteil in dieser Sache werde Ende des Jahres erwartet.

Die Bande zwischen den beiden Banken auf personeller Ebene werden per sofort gelöst: Raiffeisen-Finanzchef Marcel Zoller zieht sich aus dem Vontobel-Verwaltungsrat zurück. Zoller war im Mai 2012 für Konzernchef Vincenz ins Vontobel-Verwaltungsgremium eingezogen, der wegen des Notenstein-Interessenkonflikts den Sessel geräumt hatte.

Aktienrückkauf

Um die Trennung komplett zu machen, kauft Vontobel gemäss bestehendem Rückkaufrecht den 12,5-Prozent-Anteil zurück, den Raiffeisen am Zürcher Traditionshaus hält. Vontobel kündigte an, die Aktien danach zu vernichten, um mehr Spielraum zu erhalten bei der Ausgestaltung der Kapitalstruktur.

Der Rückzug des Grosskunden Raiffeisen ist für Vontobel ein zweiter Schlag innerhalb weniger Monate, nachdem Vorzeigekunde und FC-Bayern-Präsident Uli Hoeness im März wegen Steuerhinterziehung verurteilt und ins Gefängnis geschickt wurde. Die gemeinsam mit Raiffeisen genutzte Plattform ist für Vontobel alleine zu gross.

Die ZKB-Analysten erwarten allerdings, dass bei Vontobel die Erträge nach dem Ausstieg der Raiffeisen-Gruppe nur im geringen einstelligen Bereich sinken werden. Weiter sind die Experten der Meinung, dass die bereits gut mit Kapital ausgestattete Bank ihre finanziellen Möglichkeiten durch den Aktienrückkauf weiter verbessern kann.

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