Neben dem Kapitän und anderen Crewmitgliedern gerät nun der Betreiber der südkoreanischen Unglücksfähre «Sewol» zunehmend unter Verdacht. Eine Woche nach dem Untergang des Schiffs durchsuchten die Ermittler zahlreiche Büros der Reederei Chonghaejin Marine.
Die Razzien zielten laut Medienberichten auch auf die Wohnungen der Familie des Reederei-Eigentümers, Yoo Byung Eun, sowie auf Unternehmen und eine religiöse Gruppe, die mit Chonghaejin Marine in Verbindung stehen. Gegen Yoo und das Management wird unter anderem wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung und Untreue ermittelt.
Die Ermittler wollen Vermögenswerten nachspüren, damit später Schadenersatz an die Familien der Opfer gezahlt werden kann. Gegen Yoo, seine Söhne sowie Dutzende von Angestellten wurden den Berichten zufolge 30-tägige Ausreiseverbote verhängt.
Über 150 bestätigte Todesopfer
Vor der Südwestküste des Landes setzten die Bergungskräfte derweil ihre Suche nach vermissten Passagieren fort. Taucher ziehen dabei immer mehr Leichen aus dem Wrack. Die Zahl der bestätigten Todesopfer stieg auf mehr als 150.
Von den ursprünglich 476 Menschen an Bord – die meisten von ihnen Jugendliche auf einem Schulausflug – galten fast 150 weiter als vermisst. Die Hoffnung, doch noch Überlebende zu finden, zerschlug sich bisher.
174 Menschen hatten bei der Katastrophe am 16. April gerettet werden können. Die Angehörigen der Vermissten hatten gefordert, die Suchaktion in dieser Woche abzuschliessen.
Passagiere im Stich gelassen
Viele Fragen zum Verlauf der Katastrophe sind noch immer offen. Die Ermittler prüften, ob der Kapitän wegen «Totschlags durch Unterlassen» angeklagt werden könne, berichtete der staatliche Sender Arirang.
Der 68-jährige Kapitän sitzt neben weiteren leitenden Besatzungsmitgliedern in U-Haft. Ihm wird unter anderem vorgeworfen, fahrlässig gehandelt und das sinkende Schiff mit den Passagieren im Stich gelassen zu haben.
Unter den Geretteten waren der Kapitän und die meisten der anderen 28 Besatzungsmitglieder. Untersucht wird auch, warum unmittelbar nach dem Kentern keine Evakuierung angeordnet wurde.
Tausende Menschen trauerten in einem zur provisorischen Gedenkstätte umfunktionierten Sportstadion von Ansan um die Opfer. Das Stadion ist nur wenige Meter von der Danwon High School entfernt, aus der die meisten der Toten und Vermissten stammten.
Unter den Trauernden waren auch viele Schüler der Mittelschule. Einige brachen zusammen und mussten aus dem Stadion gebracht werden. An Bord der Unglücksfähre befanden sich über 350 Danwon-Schüler, bloss 75 von ihnen überlebten. Viele sind nach Angaben von Psychologen schwer traumatisiert.