Der rechtsextreme Front National (FN) hat bei den Regionalwahlen in Frankreich eine Schlappe erlitten: Die Partei von Marine Le Pen konnte am Sonntag in der zweiten Wahlrunde Hochrechnungen zufolge keine einzige Region erobern.
Unter anderem unterlag Le Pen in Nordfrankreich mit 42 bis 43 Prozent ihrem konservativen Gegner, wie mehrere Meinungsforschungsinstitute übereinstimmend ermittelten. Konservative und Sozialisten gewannen jeweils mindestens fünf Regionen.
In der ersten Wahlrunde vor einer Woche war der Front National noch mit landesweit 28 Prozent stärkste Kraft geworden und in sechs der 13 französischen Regionen vorne gelandet. Er hatte für die zweite Runde auf einen Sieg in mehreren Regionen gesetzt, verpasste es jetzt aber, erstmals in ihrer Geschichte eine Region zu gewinnen.
Neben Le Pen, die in der nordfranzösischen Region Nord-Pas-de-Calais-Picardie klar ihrem konservativen Gegner Xavier Bertrand unterlag, verlor auch ihre Nichte Marion Maréchal-Le Pen in der südfranzösischen Region Provence-Alpes-Côte d’Azur. Die 26-jährige Nachwuchshoffnung des FN kam gegen den konservativen Bürgermeister von Nizza, Christian Estrosi, den Hochrechnungen zufolge auf rund 45 Prozent.
Linke wählen konservative Kandidaten
Le Pen und Maréchal-Le Pen waren in der ersten Wahlrunde in ihren Regionen klar vorne gelandet. Für den zweiten Wahlgang zogen aber die Sozialisten in diesen beiden Regionen ihre Wahllisten zurück und riefen zur Wahl der konservativen Kandidaten auf – um dem FN den Weg zu einem Sieg zu verbauen.
Der sozialistische Premierminister Manuel Valls dankte den linken Wählern am Sonntagabend, eine «Sperre» gegen die Rechtsextremen errichtet zu haben. Er mahnte zugleich: «Keine Erleichterung, kein Triumphgefühl. Die Gefahr der Rechtsextremen ist noch nicht gebannt.»
Bereits bei den Départementswahlen im März hatte der Front National im ersten Wahlgang mit 25,24 Prozent ein sehr starkes Wahlergebnis eingefahren, im zweiten Wahlgang aber in keinem Département eine Mehrheit bekommen. Le Pen gab sich am Sonntagabend aber kämpferisch: «Nichts wird uns aufhalten können.»
Die FN-Chefin hat bereits die Präsidentschaftswahlen im Frühjahr 2017 im Blick, wo sie Umfragen zufolge mindestens in die Stichwahl einziehen könnte. Die Regionalwahlen sind der letzte grosse Urnengang vor den Präsidentschaftswahlen und gelten deswegen als wichtiges Stimmungsbarometer.
Sozialisten und Konservative ebenbürdig
Sarkozys konservativ-bürgerliches Lager gewann den Hochrechnungen zufolge mindestens fünf Regionen: Neben Nord-Pas-de-Calais-Picardie und Provence-Alpes-Côte d’Azur auch die Regionen Elsass-Champagne-Ardenne-Lothringen, wo der FN ebenfalls gute Chancen hatte, Auvergne-Rhône-Alpes und Pays de la Loire.
Die Linke gewann mindestens die Regionen Bretagne, Aquitaine-Limousin-Poitou-Charentes, Languedoc-Roussillon-Midi-Pyrénées, Centre undBurgund-Franche-Comté.
Offen war der Ausgang der Wahl zunächst in der Hauptstadtregion Ile-de-France und in der Normandie, wo ein sehr enges Rennen zwischen dem sozialistischen Kandidaten und der konservativen Kandidatin vorhergesagt worden war. In Korsika gewannen die Nationalisten.