Schlappe für Lufthansa – Piloten der Swiss-Mutter streiken weiter

Der Pilotenstreik bei der Lufthansa ist nach Meinung der Arbeitsgerichte in Frankfurt und Köln rechtens. Der Ausstand sei verhältnismässig und verfolge keine unzulässigen Streikziele, urteilten die Richter am Dienstagabend über Lufthansa- und Germanwings-Eilanträge.

Wenn Flugzeuge nicht fliegen: Lufthansa-Streik in Frankfurt. (Bild: sda)

Der Pilotenstreik bei der Lufthansa ist nach Meinung der Arbeitsgerichte in Frankfurt und Köln rechtens. Der Ausstand sei verhältnismässig und verfolge keine unzulässigen Streikziele, urteilten die Richter am Dienstagabend über Lufthansa- und Germanwings-Eilanträge.

Endgültig ist das Urteil nicht: Die Lufthansa kündigte Berufung an. Diese Verhandlung findet voraussichtlich am Mittwochmorgen statt.

In dem Tarifkonflikt geht es um Auslagerung von Arbeitsplätzen, gegen welche die Gewerkschaft Cockpit auf die Barrikaden geht. Es ist die 13. Arbeitsniederlegung in eineinhalb Jahren. In den nächsten Wochen könnte es weitere Streiks geben, wie die Gewerkschaft ankündigte.

Flugverkehr mit der Schweiz betroffen

Seit Dienstagmorgen bestreiken die Lufthansa-Piloten die Langstreckenflüge. Am Mittwoch treten die Piloten bei den Kurz- und Mittelstrecken in den Ausstand. Auch einige Flugverbindungen der Lufthansa zwischen der Schweiz und Deutschland sind dann betroffen: 7 Hin- und Rückflüge von Frankfurt oder München nach Zürich, einer nach Basel und fünf nach Genf. Insgesamt dürften etwa 1000 Flüge von 3000 Verbindungen ausfallen.

Die Swiss-Mutter Lufthansa will der Streikwelle auf juristischem Wege Herr werden. Neben der Verbotsklage gegen den Streik in Frankfurt fordert die Airline von Cockpit Schadenersatz: Wegen eines aus Sicht der Lufthansa unrechtmässigen Streiks sei 2014 ein Schaden von rund 60 Millionen Euro entstanden.

Streiks bei Langstreckenflügen sind besonders schmerzhaft für die Lufthansa, treffen sie doch den lukrativsten Teil des Fluggeschäfts. In diesem Jahr ging der Lufthansa wegen der Streiks bereits 100 Millionen Euro Gewinn verloren. Ohne die Kosten des Streiks erwartet Lufthansa-Chef Carsten Spohr bislang einen Gewinn von mehr als 1,5 Milliarden Euro.

Streit um Billigfluggesellschaften

Vergangene Woche waren Tarifgespräche zwischen der Lufthansa und den Piloten nach langwierigen Verhandlungen gescheitert. Grund für das Aus war Cockpit zufolge die Tatsache, dass die Lufthansa den Ausbau der Billigfluggesellschaft Eurowings in Österreich auch während der Gespräche nicht auf Eis legen wollte. Aus Sicht der Lufthansa-Spitze ist der rasche Ausbau von Eurowings aber überlebenswichtig, um den Vormarsch der Billigrivalen Ryanair und Easyjet zu stoppen.

Cockpit hatte erklärt, die Gewerkschaft habe Lufthansa in den Verhandlungen rund 500 Millionen Euro Einsparungen angeboten. Trotzdem seien diese gescheitert.

Lufthansa erklärte die Streiks für unrechtmässig, da der Arbeitskampf auch um das «Wings»-Sparkonzept und damit um eine unternehmerische Entscheidung geführt werde. Zudem sehe der Konzern durch den Streik das Prinzip der Verhältnismässigkeit verletzt, weil es «unmöglich» sei, Gegenmassnahmen zu ergreifen, wenn Ausstände Stück für Stück ausgeweitet würden.

Die Lufthansa erklärte ausserdem, mit der Vereinigung Cockpit nur noch über Themen zu sprechen, «die in ihrem Verantwortungsbereich liegen», also beispielsweise über Tarifverträge. Die grösste deutsche Airline kündigte zudem an, den «Besitzstand» der Piloten bis zu weiteren möglichen Tarifabschlüssen einzufrieren.

Schlechtere Bedingungen

In dem Tarifkonflikt wird über das Sparkonzept «Wings» und die Altersversorgung der Piloten gestritten. Die Lufthansa will im Konkurrenzkampf mit den Wettbewerbern auf mehr Strecken Billigflüge anbieten.

Das Personal von «Wings» soll nicht nach den Lufthansa-Tarifen bezahlt werden, sondern schlechter. Die Kosten für die sogenannte Übergangsversorgung will die Lufthansa künftig nicht mehr übernehmen und die Altersgrenze dafür erhöhen.

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