Die Schweiz kann heute (12.30 Uhr) das WM-Staffelrennen der Männer über 4×10 km in Lahti nicht in der bestmöglichen Aufstellung bestreiten. Eine Schlüsselrolle kommt Jonas Baumann zu.
Die Ausgangslage ist für die Schweizer Männer-Staffel seit einigen Jahren bei Weltmeisterschaften stets in etwa dieselbe, entsprechend ähnlich sind jeweils auch die Erwartungen. Auf dem Papier gibt es einige Nationen – Norwegen, Finnland, Russland und Schweden -, die stärker einzustufen sind. Um den Traum von einer Medaille wahr werden zu lassen, muss für das Swiss-Ski-Quartett alles passen.
Überraschungen nicht selten
«Wir sind in der Warteposition», sagt der Schweizer Langlauf-Chef Hippolyt Kempf. Will heissen: Schwächelt eines der stärker eingestuften Teams, muss die Schweizer Equipe die sich ihr eröffnende Chance nutzen. Ziel ist es, während der Ära Cologna dereinst an Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen eine Staffel-Medaille zu erringen. Andere Nationen, die in der Regel nicht zwingend stärker sind als die Schweiz, haben es in der jüngeren Vergangenheit mit Bronze vorgemacht: Frankreich in Sotschi und vor zwei Jahren in Falun, Tschechien 2010 bei den vorletzten Winterspielen.
Überraschungen bei Staffelrennen sind also durchaus keine Seltenheit. Die Hoffnung, dass in Lahti die Schweiz in die Phalanx der ganz Grossen eindringen kann, wurde vor und während der Titelkämpfe jedoch geschmälert. Der jeweils stärkste Läufer bestreitet in der Regel die zweite Ablösung in der klassischen Technik. Wegen muskulärer Probleme in der linken Wade ist Dario Cologna jedoch gezwungen, in der Skating-Technik zu laufen.
Nach Startläufer Jason Rüesch kommt deshalb wie erwartet Jonas Baumann als Zweiter zum Einsatz. Unmittelbar nach der Tour de Ski konnte der Bündner seine Form nicht konservieren, nun tritt er in Lahti jedoch mit Selbstvertrauen auf. Sowohl im Skiathlon (13.) als auch im 15-km-Rennen (17.) vermochte der 26-Jährige zu überzeugen. «Meine Devise wird sein, den Kontakt nach vorne zu halten», so Baumann. Seiner Schlüsselrolle ist sich der nach Cologna stärkste Schweizer Klassisch-Läufer natürlich bewusst. «Als Startläufer gab es mir jeweils Sicherheit, wenn ich wusste, dass Dario nach mir die zweite Ablösung läuft.»
Perl wieder Schlussläufer
Erstmals nach fünf WM-Staffelrennen in Folge wird Toni Livers nicht dem Schweizer Team angehören. Der 33-Jährige war Anfang Woche gesundheitlich angeschlagen, weshalb sich das Trainerteam für den 22-jährigen Rüesch entschied. Der schweizerisch-kanadische Doppelbürger, der vor sechs Wochen in Ulricehamn erstmals im Weltcup in die Punkteränge lief, wird als erster Schweizer ins Rennen gehen. Im Skating-Stil ist er grundsätzlich allerdings stärker einzustufen.
Kann die Schweiz nach den ersten 20 km im klassischen Stil den Kontakt zu den Medaillenrängen aufrecht erhalten, ist die Ausgangslage für den weiteren Rennverlauf verheissungsvoll. Den Skating-Part werden Cologna und Schlussläufer Curdin Perl bestreiten. Für beide wird es der erste WM-Einsatz in Lahti sein. Perl war bereits beim 4. Rang im letzten Weltcup-Staffelrennen im Januar in Ulricehamn jener Schweizer gewesen, der die vierte Ablösung bestritt.
Die Favoritenrolle kommt wenig überraschend Norwegen zu. 1999 in Ramsau unterlagen Norwegens Männer überraschend Gastgeber Österreicher. Seither gewann der «Norges Skiforbund» an Weltmeisterschaften jedes Staffelrennen über 4×10 km – zuletzt dreimal in Folge vor Schweden.