Reto Schmidiger ist im Team-Wettkampf seit Jahren eine Schweizer Stütze. Der Nidwaldner sieht sich mittlerweile auch im Slalom wieder auf einem guten Weg.
Trotz vier gewonnenen Duellen im Team-Event an der WM in St. Moritz gibt sich Reto Schmidiger selbstkritisch. Der frühere Junioren-Weltmeister im Slalom und in der Kombination nennt ausserdem Gründe, weshalb er im Weltcup noch nicht richtig Fuss fassen konnte.
Reto Schmidiger, die Situation ist speziell. Sie haben im Team-Wettkampf alle vier Duelle gewonnen, stehen aber trotzdem mit leeren Händen da.
«Das gehört zum Team-Event. Man gewinnt und verliert zusammen. Trotz der vier Siege muss ich mich an der eigenen Nase nehmen. Wenn ich meine Zeiten mit jenen der Besten vergleiche, habe ich schon am Anfang Zehntel liegen gelassen. Deshalb gilt es meine Leistung zu relativieren.»
Sie denken dabei vor allem an den Halbfinal gegen die Slowakei.
«Genau. Wenn ich meine Leistung im kleinen Final gegen Schweden in der Runde zuvor gegen die Slowaken hätte bringen können, wären wir jetzt ‚i dä Chränz‘.» (Er meint damit in den Medaillenrängen.)
Nach den Titel- und Medaillengewinnen in den Tagen zuvor war auch im Team-Wettkampf ein Schweizer Podestplatz erwartet worden.
«Natürlich hatten auch wir uns mehr erhofft. Aber es kann nicht jeden Tag Gold regnen. Ich habe von Anfang gesagt, dass in einem Parallelrennen jeder jeden schlagen kann.»
Im Team-Wettkampf haben sich richtige Spezialisten herauskristallisiert. Sie gehören zu diesen Fahrern. Was macht dieses Spezialistentum aus? Ist es der Start, der Kampf Mann gegen Mann oder der Abstand zwischen den Toren?
«Es ist eine Mischung aus allem. Der Start ist natürlich entscheidend. Einen Rückstand von zwei, drei Zehnteln auf den ersten Metern ist gegen einen starken Fahrer nicht mehr wettzumachen.»
Können Sie aus dem Team-Event etwas für den Slalom am Sonntag mitnehmen? Motivation oder Selbstvertrauen etwa?
«Dass ich auf der Hälfte des Slalom-Bergs jetzt schon mehrmals gefahren bin, bringt mich sicher ein Stück weiter. Eigentlich liegt mir der ganze Slalom-Hang hier. Deshalb bin ich zuversichtlich, dass es am Sonntag ein gutes Ergebnis geben kann.»
Zwischen Ihren Leistungen in Parallelrennen und Slaloms bestehen nach wie vor Unterschiede. Zuletzt zeigte Ihre Formkurve aber auch in den Slaloms wieder nach oben.
«Ja, im Europacup habe ich in Zakopane (Polen) den ersten von zwei Slaloms gewinnen können. Im zweiten lief es dann nicht mehr so gut.»
Auch im Weltcup zeigten Sie zuletzt Aufwärtstendenz.
«Stimmt. In Kitzbühel (Rang 22) und in Schladming (Rang 13) hat die Leistung gestimmt. Das Gleiche gilt für den Slalom in Adelboden bis zu meinem Ausscheiden.»
Sie waren im Slalom zweimal Junioren-Weltmeister. Was ist der Grund, dass es im Weltcup noch nicht wie gewünscht geklappt hat?
«Zu einem Teil hat das mit meinen Rückenproblemen zu tun. Aber nicht nur. Als ich den Sprung in die ersten dreissig der Weltcup-Startliste geschafft hatte, ging nicht mehr allzu viel. Das Selbstvertrauen war völlig weg. Ich habe mich nicht mehr gekannt, wie ich auf den Ski gestanden bin. Allerdings habe ich immer daran geglaubt, dass ich den schnellen Schwung noch drauf habe und gute Leistungen auf Weltcup-Niveau zeigen kann. Dieses Ziel verfolge ich nach wie vor. Ich glaube daran, bis es passiert.»
Die Schweizer Slalom-Fahrer zeigen seit zwei, drei Jahren gute Ansätze. Luca Aerni bezwang in der Kombination hier in St. Moritz Marcel Hirscher, Sie fuhren im zweiten Lauf in Schladming die drittbeste Zeit, Daniel Yule klassiert sich mehrheitlich in den ersten zehn. Was fehlt noch, um auch im Weltcup ganz nach vorne zu kommen?
«Wir wissen, dass wir eine sehr gute Truppe beieinander haben. Das Niveau in den Trainings ist hoch. Jetzt geht es noch um Details und darum, dass jeder an seinen Schwachstellen arbeitet.»