Schmuck von Zar Nikolaus II. aus Lausanner Bibliothek gestohlen

Der Schmuck von Zar Nikolaus II. ist aus der Waadtländer Kantons- und Universitätsbibliothek verschwunden. Der Diebstahl geschah schon 2009 – publik wurde er erst jetzt. Der letzte russische Zar hatte den Schmuck seinem Schweizer Hauslehrer Pierre Gilliard geschenkt.

Zar Nikolaus II. mit Ehefrau Alexandra und seinen vier Töchtern. (Bild: sda)

Der Schmuck von Zar Nikolaus II. ist aus der Waadtländer Kantons- und Universitätsbibliothek verschwunden. Der Diebstahl geschah schon 2009 – publik wurde er erst jetzt. Der letzte russische Zar hatte den Schmuck seinem Schweizer Hauslehrer Pierre Gilliard geschenkt.

«Der Tresor der Bibliothek wurde in der Nacht vom 29. auf den 30. Oktober 2009 aufgebrochen», sagte Olivier Rochat von der Waadtländer Kantonspolizei am Samstag zur Nachrichtenagentur sda. Er bestätigte damit einen Bericht der Westschweizer Tageszeitung «24 heures». Gestohlen worden sind Schmuckstücke in Gold und Silber sowie Dokumente.

Der Zeitung zufolge hatte die Zarenfamilie Romanow der künftigen Ehefrau Gilliards vier Schmuckstücke geschenkt. Der Lehrer selbst erhielt ein goldenes Zigarettenetui mit dem Familienwappen der Romanows.

Pierre Gilliard starb 1962 in Lausanne. Sein Grossneffe entdeckte den Diebstahl vergangene Woche, als er den Bestand der Bibliothek kontrollierte.

Uni informierte die Familie nicht

Die Universität Lausanne, die für das Bibliotheksgebäude zuständig ist, hat zwar 2009 Anzeige erstattet, wie ein Sprecher des kantonalen Bildungsdepartements sagte. Offenbar hat sie aber Gilliards Familie nicht informiert. Eine Untersuchung zum Diebstahl blieb bisher erfolglos.

Auch das Bildungsdepartement und seine Chefin, Staatsrätin Anne-Catherine Lyon, wurden nicht informiert. Sie haben erst vor wenigen Tagen vom Diebstahl erfahren.

Pierre Gilliard lebte von 1904 bis 1917 am Hof des letzten russischen Zaren. Er war Erzieher und Hauslehrer für Französisch für die fünf Kinder der Familie Romanow. Die Zarenfamilie wurde 1918 von den Bolschewiken erschossen. Gilliard flüchtete über mehrere Länder zurück in die Schweiz, wo er an der Universität Lausanne lehrte.

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