Trotz der Vergiftungswelle mit gepanschtem Schnaps will die Regierung in Prag das landesweite Verbot für hochprozentigen Alkohol lockern. Bis Ende nächster Woche wird das Verkaufsverbot teilweise aufgehoben, wie das Kabinett in der Nacht auf Donnerstag beschloss.
Die EU-Kommission in Brüssel dagegen drängt Tschechien zu einem Ausfuhrstopp für harten Alkohol. „Wenn Flaschen mit mehr als 20 Prozent Alkohol auf dem tschechischen Markt verboten sind, sollten sie auch im Export verboten sein“, sagte der Sprecher von EU-Konsumentenkommissar John Dalli.
Das Verbot in Tschechien war wegen einer Serie von Vergiftungen mit inzwischen 23 Toten verhängt worden. Sie starben an mit dem hochgiftigen Methanol gepanschtem Alkohol.
Die deutsche Regierung warnte vor dem Konsum einiger Spirituosen aus Tschechien. Spirituosen unklarer Herkunft sollten dort keinesfalls konsumiert werden, erklärte das Ministerium in einer Mitteilung.
Zu den vergifteten Getränken gehören nach Angaben der deutschen Regierung Wodka, Merunka (Aprikosenschnaps), Borovicka (Wacholder-Schnaps), Slivovice (Pflaumenbrand-Verschnitt) und Tuzemak, ein einheimischer Kunst-Rum.
Siegel für Sicherheit
In Tschechien soll ein neues rotes Siegel nun die Sicherheit der Konsumenten garantieren und nur unter strengen Auflagen vergeben werden. Ministerpräsident Petr Necas sprach von einem wichtigen Signal.
Noch immer vergiften sich Menschen mit gepanschtem Schnaps. Ein Spital in Ostrava (Ostrau) meldete laut der Agentur CTK die Aufnahme eines 53 Jahre alten Mannes. Mehr als 30 Spital-Patienten kämpfen mit teils schweren Gesundheitsschäden.
Die tschechische Schnapsindustrie klagt über enorme Einbussen. Der Hersteller des klassischen Kräuterlikörs Becherovka aus Karlovy Vary (Karlsbad) stoppte die Produktion und schickte seine Mitarbeiter für diese Woche nach Hause, wie das Unternehmen mitteilte.