Ein abrutschendes Schneebrett hat offenbar die tödliche Lawine am Mont Maudit im Mont-Blanc-Massiv ausgelöst, in der am Donnerstag neun Menschen ums Leben gekommen sind. Ein 40 Zentimeter dicker Eisblock hatte sich gelöst und war den Hang hinabgerutscht.
Dadurch entstand ein 2 Meter dickes und 50 Meter langes Schneebrett, wie die Präfektur des Departements Haute-Savoie in Annecy mitteilte. Unklar blieb, ob der Eisblock von einem Alpinisten losgetreten wurde oder sich anderweitig gelöst hat.
Frankreichs Innenminister Manuel Valls sprach nach einem Überflug der Unglücksregion von starken Eis- und Schneemassen, die auch die Suche nach den Vermissten sehr erschwert hatten. Bergsteiger hatten bereits in den vergangenen Tagen von Schneebrettern berichtet.
Vor fünf Tagen twitterten Alpinisten über heftigen Regen in Chamonix, der in 3000 Metern Höhe zu Schnee wurde. Die örtlichen Behörden hatten Bergsteiger jüngst zur Vorsicht gemahnt, da der Frühling ungewöhnlich schneereich war und die Gefahr von Lawinen daher gross sei.
Schweizer unter den Toten
Die Lawine hatte am Donnerstag gegen 5 Uhr morgens in etwa 4000 Metern Höhe zwei Seilschaften mit professionellen Bergführern und einzelne Bergsteiger mit sich gerissen und verschüttet. Neun Alpinisten starben, darunter ein Schweizer.
Mindestens neun weitere Alpinisten wurden nach Angaben der Präfektur von Chamonix verletzt. Vier zunächst als vermisste gegoltene Teilnehmer konnten am Abend ausfindig gemacht werden.
Der 4465 Meter hohe Mont Maudit liegt in der Mont-Blanc-Gruppe am Nordostgrat. Die Talorte für Besteigungen des Gipfels sind das französische Chamonix und Courmayeur in Italien. Die Besteigung der drei Berge Mont Blanc du Tacul, Mont-Maudit und Mont Blanc ist bei Alpinisten im Sommer sehr beliebt.
Die Tragödie zum Auftakt der diesjährigen Tourismus-Saison gilt als eines der schlimmsten Lawinen-Unglücke seit Jahren am Montblanc-Massiv. Jährlich versuchen sich 20’000 Alpinisten am Mont-Blanc-Aufstieg – in der Hochsaison sind dort täglich bis zu 500 Bergsteiger unterwegs.