Was dem Schneeschuh-Hasen eigentlich das Leben retten soll, wird für ihn nun zur Lebensgefahr: seine jahreszeitlich wechselnde Tarnung mit weissem Winter- und braunem Sommerfell.
Das berichten Forscher online in den «Proceedings» der US-amerikanischen National Academy of Sciences (PNAS). Wegen der Erderwärmung werde die alljährliche Schneesaison immer kürzer, so dass der Hase immer länger mit weissem Fell durch braun-grünen Wald hoppelt – und somit leichte Beute für den kanadischen Luchs ist.
Der jahreszeitliche Wechsel der Fellfarbe sei eher von der Länge des Tageslichts abhängig als von der Schneebedeckung, schreibt das Team um L. Scott Mills von der University of Montana in Missoula. Die Hasen könnten deshalb den Zeitpunkt oder die Dauer des Fellwechsels kaum der reduzierten Schneebedeckung anpassen.
1970 kürzeste Schnee-Saison
Die Biologen hatten über drei Winter hinweg insgesamt 148 Schneeschuh-Hasen (Lepus americanus) im Nordwesten der USA beobachtet. In diese Zeit fiel sowohl die kürzeste als auch die längste Schnee-Saison seit 1970. Einmal pro Woche orteten sie die Tiere und vermassen die Schneedecke im Umkreis von zehn Metern.
Mit Hilfe von Klima-Modellen berechneten die Forscher, was die in Zukunft zu erwartende Schneebedeckung für die Hasen bedeutet. «Die jährliche Dauer der Schneedecke wird bis zur Mitte dieses Jahrhunderts um 29 bis 35 Tage sinken und bis Ende dieses Jahrhunderts um 49 bis 69 Tage», schreiben sie.
Damit könnten die Hasen gezwungen sein, vier- und bis achtmal mehr Tage im Winterfell auf schneefreiem Grund zu verbringen. Vom Problem einer unpassenden Camouflage könnten auch mindestens neun andere Säugetierarten betroffen sein, die im Herbst ein Winterfell ausbilden, schreiben die Forscher.