Am Gesundheitsgipfel der UNO in New York hat Bundespräsident Johann Schneider-Ammann am Mittwoch vor der Antibiotikaresistenz als weltweit eine der grössten Gefahren gewarnt. Wenn nichts unternommen werde, drohe ein Massensterben an Infektionen wie vor 100 Jahren.
Der «übertriebene und manchmal unangemessene Einsatz von Antibiotika» habe dazu geführt, dass immer mehr Bakterien eine Resistenz gegen diese Medikamente entwickelt hätten, umriss Schneider-Ammann die Problematik.
Ohne gemeinsames Vorgehen der Staatengemeinschaft könnte laut aktuellen Schätzungen die Anzahl Menschen, die wegen Antibiotikaresistenz sterben, bis ins Jahr 2050 um jährlich 10 Millionen steigen.
Nationales Forschungsprogramm
In der Schweiz stehe das Ziel, die Antibiotikaresistenz zu bekämpfen, zuoberst auf der politischen Agenda, sagte der Bundespräsident. Der Bundesrat hat im vergangenen November eine nationale Strategie verabschiedet.
Die Schweiz hält es im Übrigen für wichtig, dass öffentliche Hand und Wirtschaft mehr in die Forschung zur Entwicklung neuer Antibiotika und Diagnose-Instrumente investieren.
So hat die Schweiz vergangenes Jahr 20 Millionen Franken für ein Nationales Forschungsprogramm «Antimikrobielle Resistenz» gesprochen und fördert damit die Forschung auf diesem Gebiet.
«Gehen wir nicht mit vereinten Kräften vor, so laufen wir Gefahr, in die Zeiten vor der Entdeckung des Penizillins im Jahr 1928 zurückzufallen und wie damals an einer einfachen Infektion zu sterben», sagte Schneider-Ammann.
Die UNO-Vollversammlung verabschiedete eine Erklärung, mit welcher sich Mitgliedstaaten mehr Engagement für strengere Regulierungen ankündigten. Jedes Land soll nun einen eigenen Aktionsplan ausarbeiten.
UNO-Fan Schneider-Ammann
Zur Teilnahme am UNO-Treffen zieht der Bundespräsident eine positive Bilanz. Er habe früher eine kritischere Haltung gegenüber der UNO gehabt, sagte Schneider-Ammann der Nachrichtenagentur sda am Mittwoch in New York. «Wenn man sieht, welche Dialogplattformen einem ohne UNO fehlen würden, kommt man zur Überzeugung, dass die Welt nicht auf diese Organisation verzichten kann.»
Das Engagement der Schweiz an der UNO schaffe Goodwill. «Dieser Goodwill kommt uns irgendwann wieder zu Gute», sagte Schneider-Ammann. Die Kontakte, die anlässlich der Jahrestagung geknüpft würden, seien von äusserst hohem Wert. Am Empfang von Gastgeber Barack Obama habe er dem US-Präsidenten für seine Führungskraft während der letzten acht Jahre gedankt.
Irans Potenzial
Schneider-Ammann nahm die Gelegenheit zu verschiedenen bilateralen Treffen mit anderen Staatschefs wahr, so mit dem iranischen Präsidenten Hassan Ruhani. Durch die Umsetzung des Atomabkommens würden die Sanktionen gegen Iran eines Tages ganz aufgehoben.
Dann werde das riesige Marktpotential des Irans aufgehen. «Wir sind aber nicht die einzigen, die sich um dieses Potenzial bemühen», sagte der Bundespräsident. Um das Geschäft in Gang zu bringen, müsse das Bankenwesen im Iran zum Funktionieren gebracht werden.
In seiner Rede vor der UNO-Vollversammlung habe er angeboten, dass die Schweiz im Bereich der Schaffung von Arbeitsplätzen mittun wolle. Er zeigte sich überzeugt davon, dass das Schweizer Berufsbildungssystem vielen Ländern gut anstehen würde und ihnen helfen könnte, ihre Gesellschaft aus dem Hunger und der Unsicherheit weg zu führen.