Bundesrat Schneider-Ammann wünscht sich einen schwächeren Franken. Seit Aufhebung des Mindestkurses vor zwei Jahren hätten viele KMU ihre Margen geopfert, «um am Markt zu bleiben». Doch nun investierten sie weniger. Das sei langfristig eine Gefahr für die Wirtschaft.
«Weil die Investitionsfähigkeit mancher KMU gelitten hat, könnte die volle Rechnung des Franken-Schocks verzögert kommen», sagte Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann in einem am Samstag erschienenen Interview der «Neuen Zürcher Zeitung». Die Schweizer Wirtschaft habe den Franken-Schock noch nicht verarbeitet.
Notiere der Euro weiter auf dem Niveau von rund 1,07 Franken, drohe eine Verlagerung von Geschäften ins Ausland. «Viele Unternehmen schlagen sich mit solchen Gedanken herum.»
Bisher habe sich die Schweizer Wirtschaft erstaunlich gut geschlagen, gerade die Exportindustrie hat den Wirtschaftsminister mit ihrer Widerstandskraft überrascht. Doch Schneider-Ammann treibt die Frage um, wie lange diese noch widerstehen kann und wünscht sich deshalb eine Abschwächung des Schweizer Frankens zum Euro.
«Die Mitte zwischen der Kaufkraftparität und dem jetzigen Kursniveau – also eine Grössenordnung von etwa 1,15 Franken – erschiene wohl auch für die meisten KMU als tragbares Niveau, das längerfristig wieder Investitionen erlauben würde», sagte er.
Er verwies darauf, dass seit dem Franken-Schock vor zwei Jahren in den gewerblich-industriellen Sektoren etwa 7000 Arbeitsplätze verloren gegangen seien. «Das war schmerzhaft», so Schneider-Ammann.
Er habe aber grosses Vertrauen in die Schweizerische Nationalbank (SNB) und ihre Politik, betonte der Bundesrat. Die SNB hatte am 15. Januar 2015 den Mindestkurs des Frankens in Höhe von 1.20 Franken gegenüber dem Euro aufgegeben.